Sehr geehrte Versicherung....

Ernest

Forum-Ikone
Sehr geehrte Versicherung!
Nachdem ich nun im Krankenhaus bin und wieder schreiben kann, muss ich Sie, verehrte Versicherung, bitten, meinen Unfallschaden wie folgt aufzunehmen:
Ich hatte vom Bau meines kleinen Häuschens noch Backsteine übrig und diese wegen der Trockenheit auf dem Speicher gelagert. Jetzt wollte ich aber ein Hühnerhaus bauen und dazu die oben gelagerten Steine verwenden. Dazu dachte ich mir folgende Maschinerie: der Speicher hatte an der Hauswand eine Tür, woran ich einen Balken verankerte und daran einen kleinen Balken mit einer Rolle, wodurch ich ein Seil laufen ließ. An dem Seil hatte ich eine Holzkiste befestigt, die ich dann hinaufzog. Das Seil hatte ich dann unten an einem Pflock festgebunden. Jetzt bin ich wieder hinuntergegangen und wollte die Steine in der Kiste langsam an dem Seil herunterlassen.
Ich band das Seil los, hatte aber dabei nicht daran gedacht, dass die Steine in der Kiste schwerer waren als meine Person. Als ich bemerkte, das die Steine so schwer waren, hielt ich das Seil ganz fest, damit die Steine nicht herunterstürzten und kaputt gingen, denn die brauchte ich ja für mein Hühnerhaus. So ist es dann geschehen, dass mich die Steine an dem Seil nach oben zogen, wobei mir die Kiste die linke Schulter aufgerissen hat, als wir uns in der Mitte begegneten. Ansonsten bin ich gut an der Kiste vorbeigekommen. Habe aber oben mir meinen Kopf angestoßen, und zwar erst an dem kleinen Balken und dann an dem großen Balken. Trotzdem hatte ich aber das Seil festgehalten, damit ich nicht hinunterfalle. In demselben Augenblick ist aber die Kiste mit den Steinen unten auf den Boden angelangt, durch den heftigen Aufprall ist der Boden herausgebrochen, und so konnte es geschehen, dass die Kiste wieder leichter wurde als ich. Die Folge davon war, dass ich als der schwerere Teil wieder nach unten sauste und die Umrandung der Kiste nach oben, wobei wir uns wieder in der Mitte begegneten. Dabei schrammte mir der Kistenrest die rechte Schulter. Als die Kiste oben war, fiel ich unten so unglücklich auf den Boden, dass ich mir das rechte Bein gebrochen habe und sofort in Ohnmacht fiel. Nur dadurch konnte es geschehen, dass ich das Seil losließ, was wiederum bewirkte, dass die Kiste allerdings ohne Boden, wie eine Birne von oben auf mich herabfiel und mich so unglücklich traf, dass ich demnächst oben und unten ein Gebiss angepasst bekomme. Dass der Schaden nicht grösser geworden ist, verdanke ich Ihrem Versicherungsagenten, bei dem ich eine Unfallversicherung unterschreiben musste und zu der ich nach Wiederherstellung meiner Gesundheit und meiner Zähne die Rechnung einreichen werde. Wenn Sie diese, hoffentlich noch vor Weihnachten, dann beglichen haben, werde ich Sie in meinem Dorf weiterempfehlen.
Mit besten Grüßen
 
H

Hydrangea

Gast
Die Versicherungen wollen immer einen detaillierten Unfallbericht...den haben sie von Dir bekommen!:tearsofjoy:
 

MonaB

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Administrator
Herrlich!
Ich liebe sowas ...

Kennt ihr das schon, mit dem umgefallenen Gartenzaun? Auch zu schön:

Sehr geehrte Damen und Herren

Sie fordern eine Begründung, wie es dazu kam, dass mein Zaun von einem Sturm zerstört worden ist. Nach anfänglicher Ratlosigkeit, was man da wohl schreiben soll, ich dennoch gezwungen bin zu antworten, um meine Pflichten als Versicherungsnehmerin nachzukommen, trage ich nun ordnungsgemäß vor:

„Die Sonne wärmt die Luft weltweit unterschiedlich. Wo sie senkrecht auf die Erde trifft (am Äquator), wärmt sie stärker als da, wo sie schräg auftrifft (Nord-und Südpol). Und über Land wärmt sie stärker als über dem Meer. Aufgewärmte Luft dehnt sich aus, der Luftdruck wird an diesen Stellen höher (man nennt das „Hochs“). An kühleren Stellen bleibt der Luftdruck niedrig („Tiefs“). Die Luft versucht, diese Druckunterschiede wieder auszugleichen: Sie strömt von Gebieten mit hohem Luftdruck in Gebiete mit niedrigem Luftdruck – je größer die Druckunterschiede sind, umso schneller. Bewegt sich die Luft mit 6 km/h, nennt man das Wind. Ab 75 km/h nennt man diese Bewegung Sturm, ab 118 km/h Orkan. So schnell ist die Luft aber nur bei extremen Druckunterschieden. Ein solcher Druckunterschied lag am Schadenstag über Deutschland vor. Zur Unglückszeit passierte schnelle Luft den Großraum Hessen, wobei sie auch durch Asterode und an meinem Haus vorbeikam. Da mein Haus der schnellen Luft im Wege stand, sollte es weggepustet werden. Das jedoch ließ mein treuer Zaun nicht zu. Um das Haus zu schützen, hat sich mein armer Zaun mit aller Kraft gegen die schnelle Luft gestemmt. Es gelang ihm zunächst, sich und das Haus erfolgreich zu verteidigen, so das die schnelle Luft gezwungen war, den Weg durch das Nachbarhaus zu nehmen. Als das große Dach des Nachbarhauses in einem Stück vorbeigeflogen kam, was nur in sehr seltenen Fällen vorkommt, muß mein Zaun erschrocken oder zumindest kurz abgelenkt gewesen sein. Die schnelle Luft hat ihre Chance sofort genutzt und meinen treuen Zaun heimtückisch niedergedrückt. Der Held brach zusammen und starb noch am Boden liegend vor dem Haus, welches er jedoch immerhin erfolgreich beschützt hatte.“

Das ist meiner Ansicht nach der Vorgang, so wie er sich real zugetragen hat. Es könnte jedoch auch weniger dramatisch gewesen sein und der Fall ist als ganz gewöhnlicher Sturmschaden zu behandeln, dem nichts hinzuzufügen ist, außer das an dem Tag in Asterode – wie überall Deutschland – Sturm war. Sollte weiterer Vortrag notwendig sein, Zeugenaussagen begehrt oder Ihrer Ansich nach eine Obduktion des Zaunes erforderlich sein, stehe ich gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
 

evalena

Forum-Guru
Hi Erhard..
Danke für die lustige (beunruhigende ;-)) Geschichte... Lachen tut soooo gut .....:)

ich schicke dir/euch auch noch eine....

Liebe Versicherung:

- Der Mopedfahrer, der am Tatort alles miterlebte, hatte der Fahrerin meines PkW aufrichtig erklärt, dass er seiner Zeugungspflicht nachkommen wird.

- Er kam von links, ich von rechts und wollte nach links abbiegen. Ich fuhr weiter, als ich sah, dass er mich gesehen hatte. Unglücklicherweise gab er auch Gas, denn er hatte nicht gesehen, dass ich gesehen hatte, dass er mich gesehen hatte.

-Ihr Versicherungsnehmer fuhr vorne in meinen Frisiersalon. Während der Reparaturzeit war ich nur beschränkt tätig. Ich konnte meine Kunden nur noch hinten rasieren und schneiden.

-Er wollte sehen wie Frau Bodenmann ins Bett geht. Als er Frau Bodenmann rein netto sah, fiel er rücklings über die Böschung.

- Beim Zusammenstoss mit einem Arbeiter bin ich ausgeglitten und dabei fiel ein Werkstück auf die am Boden liegende Hand.

- Treppenunfall wegen mangelnder Beleuchtung meinerseits.....

allerseits einen ganz schönen Abend ...
 

marlies+48

Forum-Ikone
Immer wenn die Geschichte mit der Steinekiste in unseren Mundartlesungen vorgetragen wird, gehe ich raus, denn ich lache mich tot. Und der alte Herr, der das vorliest, macht das mit einer Anschaulichkeit, die einen vom Hocker reißt.
LG Marlies
 

Motte

Forum-Guru
Oha, die Geschichte mit der Steinekiste für`s Hühnerhaus...ich lache mich schlapp, es ist so einwandfrei beschrieben, das ich sie sehr gut nachvollziehen kann, herrlich, Erhard, lieben Dank für die Geschichte des liebenswerten Hühnerhausbauers.:laughing::laughing::laughing:

Danke, liebe Moni, für die Luftdruckstory und dem treuen Gartenzaun, nun weiß ich endlich wie es sich mit den Winden verhält, auch über Gartenzäune habe ich nun eine ganz andere Meinung! Herrlich!!! :tearsofjoy:
 

Bree

Senior Mitglied
Ich habe seit etlichen Jahren ein Buch, voll von Auszügen aus Briefen von Versicherungsschreiben. Herrlich das zu lesen Erhard.
 

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