Test: Gamsol und Marco Renoir Buntstifte

Tami_76

Senior Mitglied
Hallo ihr Lieben,

ich habe mir kürzlich ein 100er-Set Buntstifte von Marco Renoir zugelegt, um meine (teuren) Polychromos bei Technikübungen zu schonen. Die Stifte waren mit ca. 55 Euro zwar deutlich günstiger als Polychromos aber längst nicht billig. Heute habe ich die Stifte zum ersten Mal getestet. Das Set mit 100 Stiften kommt in einer stabilen Blechschachtel. Das ist grundsätzlich erstmal gut, weil man die Stifte in dieser Box aufbewahren kann. Als ich die Box öffnete, schlug mir ein starker chemischer Geruch entgegen, der eindeutig von den Stiften ausging. Die Stifte riechen nach Lösungsmitteln und das nicht nur ein bisschen! Ein Problem, da ich Lösungsmittelgeruch in der Regel nicht vertrage. Also wurden die Stifte erstmal 2h zum Lüften nach draußen gestellt, in der Hoffnung, der Geruch würde sich schnell verflüchtigen. Tat er nicht! Sie riechen jetzt zwar etwas weniger stark, aber immer noch stark genug. Das ist für Stifte in dieser Preisklasse ein absolutes no go! Selbst Discounter Buntstifte riechen nicht so. Trotzdem wollte ich erstmal anfangen, mit ihnen zu arbeiten.
Die Stifte liegen in der Box in 3 Plastikeinlagen übereinander. Diese Einlagen sind so dünn gearbeitet, dass sie sich beim Rausnehmen aus der Box biegen und alle Stifte in der Gegend rumfliegen. Nicht ideal, aber im Vergleich zum Geruch hinnehmbar. Für die Malleistung hatte ich zu diesem Zeitpunkt eigentlich keine Erwartung mehr, und habe erstmal angefangen, wahllos Farben zu Schichten. Die Stifte fühlen sich beim Farbauftrag etwas kratzig an, kein Vergleich zu den Qualitätsstiften! Die Farbsättigung ist natürlich auch nicht so gut wie bei den Polys, aber durchaus ok.
Dann kam das Gamsol zum ersten Mal zum Einsatz. Hierbei handelt es sich um einen geruchlosen Verdünner, den man zum Verblenden von Buntstiften aber auch zum Reinigen von Pinseln nutzen kann. Und anders als andere geruchlose Verdünner, die ich bisher probiert habe, ist dieser auch tatsächlich geruchlos! Großer Pluspunkt! Jetzt die doppelte Überraschung: die Marco Renoir Stifte ließen sich mit dem Gamsol besser verblenden als meine Polys mit ZestIt (welches ich aufgrund des Geruches nicht vertrage). Ein erster Hoffnungsschimmer. Ich beschloss, aus meiner wahllosen Farbschichterei ein Testbild für das aktuelle Malprojekt zu machen, um zu sehen, wie sich die Stifte nun genau machen. Sie machen einem zunächst einmal die Farbauswahl schwer, denn sie haben keine Farbnamen sondern nur Nummern aufgedruckt. Das Stiftende ist zwar eingefärbt, nur leider entspricht die aufgedruckte Farbmarke nicht der Minenfarbe. Schlecht!
Schichten lassen sich die Stifte allerdings überraschend gut, nach all den Enttäuschungen zumindest etwas Positives! Und noch etwas Positives will ich nicht unter den Teppich kehren: Es gab keine Minenbrüche dafür aber eine heftige Migräneattacke aufgrund des ausgeprägten Chemiegeruches!
Mein Fazit nach dem heutigen Test: Die Stifte werden erstmal weiter draußen auslüften! Sie sind vermutlich am besten für großflächige Arbeiten wie Hintergründe zu gebrauchen. Der Ideale Partner ist dafür auch gefunden und heißt Gamsol.
 

MonaB

Forum-Guru
Teammitglied
Administrator
Vielen Dank für deinen Bericht, Tami.:):thumbsup:

Ich hatte von dieser Marke noch nicht gehört und habe grade mal ein wenig gegoogelt.
Die Renoir von Marco sind eine chinesische Produktion, und Marco vergleicht die Stifte selber gerne mit den Prismacolor.
Sie sind auf Ölbasis (im Gegensatz zu den Prismas, die wachsbasierend sind) und lassen sich wie ich vermute, sehr gut mit Lösemitteln bearbeiten.
Schade nur der Chemiegeruch, daas geht gar nicht.

Ich bin auf weitere Übungen von dir mit den Stiften gespannt.
Beim Verblenden mit egal welchem Lösemittel (Gamsol, Zest it, usw.) solltest du immer beachten, dass mehrere Schichten eine bessere Verblendung ergeben.
Ich mache auch gerne nach dem Verblenden noch weitere Farbaufträge, so bekommt man auch die letzten weißen Papierstellen weg.
 

Rioja

Aktives Mitglied
Vielen Dank für Deinen Eindruck. Dein Ergebnis des Tests (Kupferkanne) kann sich auf jeden Fall sehen lassen. :thumbsup::)
 

Blick-Dichter

Aktives Mitglied
Vielen Dank für Deinen ausführlichen Test. Geruch ist aber auch ein Warnsignal und kann schützen. So wird dem Stadtgas zum Beispiel extra ein Geruchsstoff beigegeben als Warnsignal. Es ist gut, daß das Gamsol geruchsfrei ist und Du keine Kopfschmerzen bekommst. Trotzdem ist ein Totenkopf auf der Flasche. Also Vorsicht.

VG Alex
 

Nell

Mitglied
Ich bin auch empfindlich was Lösungsmittel usw. angeht. Bekomme schnell Kopfschmerzen und mir wird übel. Auch bei den geruchlosen, die aber deshalb meist ja trotzdem nicht harmlos sind.
Aber bei Gamsol passiert bei mir nichts. Bin ganz happy damit :-) Ich benutze es für meine Ölfarben.

Alex, auf dem Gamsol ist kein Totenkopf. Zumindest bei mir nicht.
 

Nell

Mitglied
Der Totenkopf ist wohl auf einem älteren Label. Trinken oder inhalieren sollte man das Gamsol natürlich nicht. Aber es scheint zu den "sichersten" Verdünnern zu gehören.
Ich habe mal die Label, auch vom Galkyd, fotografiert. Auf Produktfotos sieht man das ja nicht immer so gut, zumindest das, was noch seitlich draufsteht, nicht.
 

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Tami_76

Senior Mitglied
@ Alex, danke für deine Mahnung zur Vorsicht! Es ist sicher richtig, dass man bei geruchlosen Chemikalien eher dazu neigt, sorgloser damit umzugehen. Deshalb vermeide ich den Einsatz soweit es möglich ist. Für mich ist der Einsatz von Gamsol bei den Buntstiften wirklich nur eine Option für großflächigere Hintergründe, ansonsten übe ich mich gerade am Verblenden mit den Stiften selbst. Sicher die gesündeste Methode, wenn man es nicht gerade mit den Marco Renoirs macht. :mask:

@ Nell, danke für die Infos! Hast du beim Galkyd irgendwelche negativen Auswirkungen oder Gerüche festgestellt?
 

Nell

Mitglied
Ich denke, bei den geruchlosen merkt man ggf. nach einer Weile trotzdem, dass sie nicht harmlos sind. Der Körper reagiert ja dennoch darauf auch wenn man erstmal nichts riecht.

Im Galkyd ist ein wenig Gamsol, deshalb der Warnhinweis.
Wenn man mit dem Gamsol keine Probleme hat, wird man sie mit dem Galkyd auch nicht haben.
 

Johndell

Senior Mitglied
Gamsol ist sicher, es ist ein medizinisches Petroleum bzw. hoch gereinigt. Alle aromatischen Lösungsmittel die eben schädlich sind, wurden aus Gamsol bis zu 0,005% heraus raffiniert. Es wird auch in der Kosmetik eingesetzt und kam bei der Ölpest im Golf von Mexiko zum Einsatz, man hat damit die verschmutzen Tiere gereinigt.

Da auch der Siedepunkt ziemlich hoch ist, entstehen auch kaum bis minimale Ausdünstungen um Gegensatz zu Leichtbenzin was unheimlich schnell in die Atmosphäre dringt.
 

Blick-Dichter

Aktives Mitglied
@Johndell ....danke für die beruhigende und fundiert klingende Information. Da werde ich das wohl auch mal testen. Ihr hattet ja schon vor geraumer Zeit mal so einiges geschrieben dazu.
VG Alex
 

Johndell

Senior Mitglied
Ich nehme es nur noch, ich habe keine Lust mehr auf Terpentinöl, wobei ich den Duft auch als toll empfinde und es auch vertrage, finde ich es doch manchmal als sehr aufdringlich. Ein tropfen Terpentinöl riecht man sofort.
Leider sind die aller meisten Produkte wie Firnis, Malmittel etc. auf Terpentinbasis. Gamblin allerdings nutzt nur Gamsol in ihren Produkten.

Man muss nur aufpassen wenn man sich das Malmittel selbst macht mit Gamsol, es verträgt sich nicht mit Terpentinöl und anderen Natürlichen Terpentinarten wie dem venezianischen Terpentinharz und wahrscheinlich auch nicht mit Liquin und anderen Produkten in denen Terpentinöl drin ist, das verschleimt und trennt sich voneinander. Man sollte dann komplett auf das System der Terpentinfreien Produkte umsteigen. Aber mit Öl ist das alles kein Problem.

Zum anderen kommt es auch der Malerei zugute, es hinterlässt keine Rückstände und verschwindet so als wäre es nie dagewesen. Es verdünnt auch effizient besser die Farben, auf Grund der Viskosität die beinah wie Wasser ist, braucht es sehr sehr wenig um die Farbe schon effektiv zu verdünnen. Bei Ölen braucht es immer deutlich mehr und verzögert so auch die Oxidation.
 

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