Hilfe gesucht bei perspektiver Konstruktion "schräger Gegenstand im Raum"

levina

Senior Mitglied
Hallo liebe Happies,

bin nicht sicher, in welche Kategorie ich meine Frage posten soll, also bitte verschieben, wenn es nicht passt.

In dem Alt Meister Projekt von Karl möchte ich meiner Hauptperson einen Brief an die Seite legen. Habe es erstmal optisch versucht, habe aber den Eindruck, dass es perspektivisch nicht ganz richtig ist (s. Anhang mit Briefumschlag). Da ich von Perspektive nicht viel Ahnung habe, habe ich deshalb mal das Internet bemüht. Den zugehörigen Ausschnitt hänge ich euch mal an mit der Frage, ob das der richtige Ansatz ist?
Mein Versuch, im Vorlagenbild die zwei Fluchtpunkte zu konstruieren war nicht wirklich erfolgreich. Bin nicht sicher, welche Linien ich nehmen muss? Die Fugen der Holzplatten scheinen mir einfach, aber dann??

Würde mich sehr über Hilfe freuen!

Perspektive schräg.JPG IMG_1257_look2_mit_Brief_kl.jpg
 

Anhänge

  • IMG_1257_look2_mit_Brief.jpg
    IMG_1257_look2_mit_Brief.jpg
    10 MB · Aufrufe: 50

Inge

SUPERVISOR
Erste Frage in so einem Fall immer: Wo ist die Horizont-Linie? So wie ich das auf der recht dunklen Fotografie erkennen kann, hast du Draufsicht auf diverse Flaschen, aber KEINE Draufsicht bzw. Untersicht bei der Fensterlike und bei der Kofferkiste hinten, oder? Das würde bedeuten, dass dein Fluchtpunkt/deine Fluchtpunkte irgendwo oberhalb der Höhe der Stirn des Mädels liegen. Du kannst das auf dem Original sicher besser erkennen.
Da der Brief ja praktisch zweidimensional ist, weder dick noch irgendwelche Ecken aufgebogen hat oder so, ist das dann relativ einfach. Gehe so vor, wie in deiner Anleitung beschrieben. Deine Fluchtpunkte liegen auf dieser Linie, aber ausserhalb des Bildes. Kannst du mit einem langen geraden Lineal oder Faden mit einer Stecknadel am Ende konstruieren.
 
Zuletzt bearbeitet:

levina

Senior Mitglied
Danke Inge!! Das werde ich gleich mal probieren. Mir hilft schon mal der Hinweis mit der Horizont-Linie. Da habe ich mich immer gefragt, wo ich die hinlege...
 

levina

Senior Mitglied
Hmm, kriege es leider nicht hin. Habe versucht die Dielen zu nutzen, um den rechten Fluchtpunkt auf der Horizontlinie zu ermitteln. Was mache ich falsch?
Hoffe man sieht was auf dem Bild, ist leider winzig...

... und wie komme ich an den linken Fluchtpunkt??
 

Anhänge

  • Perspekt V1.jpg
    Perspekt V1.jpg
    243,2 KB · Aufrufe: 22

Inge

SUPERVISOR
Je nach der Position, wie der Brief liegt (oder die Dielenbretter verlegt sind oder die Kiste steht - das gilt für ALLE rechtwinkeligen Gegenstände und nicht rechteckige kann man einfach in einen passenden Kubus hineinkonstruieren) liegen die Fluchtpunkte woanders. Aber sie liegen IMMER auf der Horizontlinie. Außer, du malst einen Wolkenkratzer mit Blick in den Himmel, aber wir gehen ja mal davon aus, dass du waagerechten Blickwinkel malst. Die Horizontlinie ist auch IMMER in Betrachter-Augenhöhe. Probier das mal aus: Du stellst dich ans Meer, wo du einen weiten Blick hast und das Wasser ja relativ gerade und eben ist. Du musst den Blick weder heben noch senken. Der Horizont ist in deiner Augenhöhe. So, jetzt geh in die Hocke. Das gleiche wieder. Wenn du nun am Ufer auf einen Hügel oder eine Leiter steigst - das gleiche Ergebnis.
Also brauchst du dir eigentlich nur suchen, wie der Brief liegen soll und wie groß er sein soll, also den vorderen und den hinteren Eckpunkt festlegen. Die Seitenlinien treffen sich dann immer auf den beiden Fluchtpunkten rechts und links deines Bildes.
 

Anhänge

  • IMG_3756.JPG
    IMG_3756.JPG
    654,1 KB · Aufrufe: 21

levina

Senior Mitglied
aah, ok. Dachte immer die Fluchtpunkte sind für ein Bild fix. D.h. ich muss mir die Fluchtpunkte vorher gar nicht aus den anderen Bildelementen (z.B. Verlauf der Dielen) erschließen?
 

Inge

SUPERVISOR
Ich habe mal in irgend einem Forum erklärt, wie das mit den Fluchtpunkten geht. Vielleicht finde ich den Link.
Rechtwinkelige Gegenstände, die parallel stehen, haben auch gemeinsame Fluchtpunkte.
Wenn die Seiten deines (rechteckigen) Briefes also genau parallel zu den (rechtwinkeligen) Dielenbrettern liegen würden, wäre dein Schluss
richtig. Liegt er aber wohl ja nicht.
 

Inge

SUPERVISOR
Nicht mehr gefunden, aber einen Teil der Ursprungsfotos.
Schau, in Bild 1 gibt es einen zentralen Fluchtpunkt und die Quader (Häuser?) stehen alle parallel, auch wenn manche weiter hinten (von der Straße entfernt?) stehen als andere.
Alles hat einen gemeinsamen Fluchtpunkt. Daher scheint die Straße auch völlig gerade auf den Horizont zuzugehen. Das würde passieren, wenn dein Brief eine völlig gerade Kante zum Betrachter zu hätte, dann wäre der Fluchtpunkt genau über ihm auf der Horizontlinie.
Rechteckige Gegenstände, die schräg stehen/liegen, brauchen 2 Fluchtpunkte.
Im Bild 2 wurde der Fluchtpunkt bei beiden Quadern nicht identisch gelegt, sondern (natürlich auf der Horizontlinie!) verrutscht. Je weiter nach aussen du den Fluchtpunkt verschiebst,
desto mehr von der Seitenfläche eines Gegenstandes siehst du. Je weiter der Fluchtpunkt für die Seitenflächen zum Gegenstand rutscht, desto weniger davon siehst du. Liegt der Flucht-
Punkt für die Seitenflächen hinter dem Gegenstand, siehst du (wenn er nicht hintenrum größer ist als an der Vorderfront) überhaupt nichts davon. Falls er hinten größer ist, gibt das
oft recht lustige perspektivische Gemälde, so wie ein Schwein, von dem man hauptsächlich Rüssel sieht und das Schwein nach hinten immer kleiner wird und so. Aber ich schweife ab...:rolleyes:
Jedenfalls kannst du so ohne Vorlage jede Figur und jeden Gegenstand in Perspektive setzen, wie Bild 3 zeigt
 

Anhänge

  • IMG_4969.JPG
    IMG_4969.JPG
    23,4 KB · Aufrufe: 16
  • IMG_3329.JPG
    IMG_3329.JPG
    21,5 KB · Aufrufe: 16
  • IMG_3330.JPG
    IMG_3330.JPG
    21,9 KB · Aufrufe: 16

levina

Senior Mitglied
sehr interessant für mich, Inge!! Jetzt habe ich ein ganzes Stück mehr über Fluchtpunkte verstanden. Meist wird immer nur darauf eingegangen, wie man die Objekte zeichnet mit gegebenen Fluchtpunkten. Wie man die Fluchtpunkte setzt oder findet kommt dabei meist zu kurz oder hatte ich bislang nicht verstanden. 100% ist mir das noch nicht klar, aber viel mehr als vorher :)
 

Inge

SUPERVISOR
Na, ein Teilerfolg. In welche HÖHE sie gehen, weißt du ja nun schon mal, nämlich immer auf die Horizontlinie und wie du die bestimmst, jetzt auch: Wenn du auf ebene Flächen DRAUFsehen kannst, ist die Horizontlinie höher als die Gegenstände/Flächen, auf dem Bild, wenn du die UNTERseite ebener Flächen (Geschoßdecke; Dachuntersicht; Personenkinnunterseite...) siehst, dann liegt sie unter diesen Sachen.
Jetzt brauchst du nur auf dieser Geraden noch den Punkt/die Punkte bestimmen.
Wenn du da Probleme hast, helfen wir gerne.
 

Ernesto

Senior Mitglied
Interessant.
Ja, das A und O ist die Horizontlinie an ihr orientiert sich das gesamte Bild.
Wenn man nun eigene Inhalte in das Bild in das Bild einfügen will, muss sie erst mal ermittelt (vom Foto abgeleitet) werden.
Inge hat das schon sehr gut beschrieben.

Wenn man zwei parallele Linien hat, ist das recht einfach man braucht sie nur zu verlängern. (Schnittpunkt = Horizontlinie)
Du hast das in#4 absolut richtig gemacht, allerdings ist der Winkel der Dielen zu gering. Wie du selber gemerkt hast wird das sehr ungenau.
Links oben, wo sich das Fenster befindet wären evtl. besser geeignete Linien zu finden.

Eine weitere Methode die Horizontlinie zu finden, wäre über die Ellipse. Man müsste sie um sie herum ein perspektivisches Quadrat zeichnen. Die beiden Seiten verlängern und auch hier ist wieder: Schnittpunkt = Horizontlinie

Die dritte und in dem Fall wohl die beste Methode wäre, einfach das Modell zu betrachten und sich vorstellen wo sich der Fotograf bzw. Kamera befunden hat.
Das Dame sitzt auf dem Fußboden. Wäre der Fotograf nun aufrecht vor dem Modell gestanden, würden wir ziemlich auf sie "herabschauen". Das ist aber nicht der Fall.
Meiner Meinung nach befand sich die Kamera etwas über der Augenhöhe des Modells, da bin ich mit Inge einer Meinung.

So, nachdem nun die Horizontlinie mühsam gefunden wurde kommt das nächste Problem: die beiden Fluchtpunkte. Sie liegen auf der Horizontlinie, das ist klar.
Da der Brief ja beliebig "verdreht" auf dem Boden liegen kann, kannst du zumindest einen Fluchtpunkt beliebig setzen. Das vereinfacht die Sache. Den anderen zu finden ist nicht so einfach. Ich würde der unteren, vorderen Spitze des Briefes einen Winkel von etwas größer als 90° geben.

LG Ernesto
 

Ernesto

Senior Mitglied
Jetzt noch das Bild zum Text.
Wie gesagt der untere Winkel ist das Problem. Er hängt von der Größe des Objektes und vom Abstand des Betrachters ab.
 

Anhänge

  • B1.jpg
    B1.jpg
    202,9 KB · Aufrufe: 25

levina

Senior Mitglied
Danke Ernesto!! Mit euren Erklärungen puzzelt sich bei mir langsam sowas wie ein Verständnis zusammen :).
Habe mich jetzt noch mal an meinem gemalten Bild mit der Konstruktion versucht, um zu sehen, was am Briefumschlag noch nicht stimmt.

Dabei kam für mich die Frage auf, ob die Fluchtpunkte gleich weit vom Objekt entfernt sein müssen oder ist es so wie bei mir auch ok, wenn einer dicher am Bild liegt als der andere?
 

Anhänge

  • Perspekt V2.jpg
    Perspekt V2.jpg
    381,3 KB · Aufrufe: 17

Ernesto

Senior Mitglied
Dabei kam für mich die Frage auf, ob die Fluchtpunkte gleich weit vom Objekt entfernt sein müssen oder ist es so wie bei mir auch ok, wenn einer dicher am Bild liegt als der andere?
Das ist absolut ok. Es hängt nämlich davon ab wie schräg der Brief auf dem Boden liegt. Verdreht man den Brief etwas nach links, wandern auch die Fluchtpunkte nach links. (hier grün) Wenn man ihn weiter dreht, bis er parallel zur Horizontlinie liegt, hast du nur noch einen Fluchtpunkt. Der andere ist links in der Unendlichkeit verschwunden.
LG Ernesto
 

Anhänge

  • FP1.JPG
    FP1.JPG
    137,7 KB · Aufrufe: 16

Ernesto

Senior Mitglied
Gerne geschehen Karin.
Wenn man das Grundprinzip einmal verstanden hat, ist es eigentlich ganz einfach.
Mache mal folgendes Gedankenexperiment:
Nehme viele Briefumschläge oder z.B. ein Kartenspiel. Verteile die Karten beliebig kreuz und quer auf einem Tisch.
Jetzt ist es so:
Jede Karte hat ihre eigenen Fluchtpunkte, aber alle Fluchtpunkte liegen auf der Horizontlinie. Das ist das Grundprinzip.
LG Ernesto
 

Harzhexe

Aktives Mitglied
Dann lag doch der Brief meines Erachtens nach doch gar nicht so verkehrt ?!

Bin immer erstaunt über so viel Detailtreue. Aber das muß jeder für sich entscheiden, das Bild selbst ist schon eine Klasse für sich...

Schönen Sonntag Abend wünscht die Harzhexe
 

evalena

Forum-Guru
Ich bin ja bei der Dame erst an der Vorzeichnung. Aber ich plane ihr ein zerknülltes Briefpapier zu Füssen zu legen. Eure Beiträge helfen mir grad sehr!!! :-)...Jetzt weiss ich wo ich bei Schwierigkeiten nachfragen kann...:-)...
 

Ernesto

Senior Mitglied
Ich bin ja bei der Dame erst an der Vorzeichnung. Aber ich plane ihr ein zerknülltes Briefpapier zu Füssen zu legen. Eure Beiträge helfen mir grad sehr!!! :)...Jetzt weiss ich wo ich bei Schwierigkeiten nachfragen kann...:)...
liebe Evalena, ich fürchte, das wird dir dabei nicht weiter helfen. Alles was hier geschrieben wurde, gilt nämlich nur für waagrechte und parallele Kanten. Die gibt es zwar häufig z.B. bei Gebäuden oder hier bei diesem Brief, aber nicht bei einem zerknüllten Papier. Trotzdem gibt es für dein Vorhaben auch gute und einfache Lösungen. Ich würde dir gerne dabei helfen. Das Integrieren von eigenen Objekten in eine bestehende Vorlage, ist eine höchst interessante Sache, bei der man aber auch einiges falsch machen kann.
LG Ernesto
 
Zuletzt bearbeitet:

Neueste Beiträge

Oben