Nebelstimmung

Sujihm

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Nachdem nun schon die Nachzügler und die nach-Nachzügler ihr Stell-dich-ein gegeben haben, wer kommt ganz am Ende? :00000285: (ist aber zeitlich auch schwierig momentan.. *grml*)

So, zum Bild:
1. Dass es manchen zu blaustichtig ist, dürfte daran liegen, dass Mondlicht eigentlich (entgegen dem normalen Gefühl) eher rotstichtig ist als blaustichig - und es, wenn man sich auf das Blaue versteift, nicht realistisch wirkt. Genaueres dazu steht im "Color and Light - A Guide for the Realist Painter" von Gurney. Wenn du willst, kann ich dir die entsprechende Stelle mal raussuchen und abtippen (bzw. auch das Beispielbild dazu abknipsen bzw. das Ganze übersetzen, fall's es am Englisch scheitert) - ich fand's schon erstaunlich, hab's aber nicht mehr 1:1 im Kopf.
2. Die Anordnung der Pappeln finde ich auch nicht sooo günstig. Da dir deine Vorlage ja gefallen hat (was sie ja muss, sonst malt man's ja nicht *g*) und du die Stimmung darstellen wolltest, würde ich dir den Tip geben, ein wenig mit dem Gedanken "Wie verändere ich die Vorlage, damit die Stimmung NOCH besser rüberkommt?" zu spielen. Mich springt bei deinem Bild z.B. Ruhe und ein wenig Mystik an. Dafür haben die Pappeln aber etwas zuviel Gewicht (=Spannung im Bild). Da hätte es vielleiht auch gepasst, die Bäume ein wenig nacheinander anzuordnen - was auch den Nebeleffekt verstärkt hätte. Eventuell im linken Mittelteil am Rand auch noch eine Baumgruppe, um die Bäume auszugleichen und ein wenig Dimension zu schaffen - wie hier:
dsc_8462_20081101_feldweg-nebel_blog.jpg

Bei dem Ausschnitt deiner Vorlage, den du eingestellt hast, sieht man ja auch noch andere Bäume im Gebiet um die beiden vorderen Bäume - das wäre auch eine Möglichkeit, ihnen ihre Dominanz zu nehmen.

3. Man muss ja auch ehrlich sein: manche Vorlagen oder Motive sehen erstmal einfach aus, haben's dann aber faustdick hinter den Ohren. Ich wüsste nicht, ob's ich mich getraut hätte - find's aber bei dir trotz oben Gesagtem sehr gut gelungen!

Und ja, ich muss einem Vorredner auch zustimmen: eine echte Pinselsuse :00000681:
 

Suse

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Hey lieber Alaster!
Dein Angebot nehme ich liebend gern an, denn es hapert ein wenig am english - ist ja auch logisch, wenn man wie ich im reiferen Alter ist *grins*...Ich denke auch, das dies incl. Foto´s mich weiter bringen wird. Denn einen Großteil an Farben wähle ich aus dem Bauch und versuche sehr oft, gleich den richtigen Ton/Tonwert zu treffen - was ab und an wohl einfacher wäre, würde ich die Farben übereinander legen, oder?

Die Idee "Vorlage optimieren" finde ich sehr gut - aber hier traue ich mich noch nicht sooooo ran, habe da echt riesigen Respekt vor.

Auch Dir schicke ich mal die Vorlage als Ganzes zu. Du wirst sehen, was ich wirklich "verbrochen" habe *lach* und *zwinker*.
Leicht war dieses Motiv auch nicht wirklich - hat aber trotzdem sehr viel Spaß gemacht.

*freeeeeeuuuu* "echter Pinselsuse" und *verlegengrinst*.
 

Sujihm

Aktives Mitglied
Sry, Uni ging länger daher kann ich erst jetzt schreiben.

Ist Mondlicht blau?
Nach einer kürzlich veröffentlichten wissenschaftlichen Hypothse ist Mondlicht nicht wirklich blau. Es ist in Wirklichkeit leicht rötlich. Es sieht nur deswegen blau aus, weil unser visuelles System (=Sehzentrum) uns bei gedimmtem Licht in die Irre führt.

Das direkte Mondlicht ist 450.000 mal schwächer als direktes Sonnenlicht. Es ist so schwach, dass die aufnahmefähigen Zapfen nur schwerlich funktionieren und vor allem die farbenblinden Stäbchen aktiv sind. (Anmerkung von mir: Zapfen in rot/grün/gelb für Farbsehen, Stäbchen für Helligkeiten).
Mondlicht ist einfach das weiße Licht der Sonne, das auf der grauen Oberfläche der Sonne reflektiert wird. Es gibt nichts bei diesem Vorgang, das eine Blau- oder Grünverschiebung rechtfertigen würde. Tatsächlich haben wissenschaftliche Instrumente gezeigt, dass das Licht im Vergleich zu durchschnittlichem Sonnenlicht eher leicht rötlich ist.
Diese Fakten zusammen scheinen rätselhaft. Wenn Mondlicht neutrales oder rötliches Licht ist und wenn es auch noch an der unteren Grenze der Wahrnehmbarkeit unserer Rezeptoren angesiedelt ist - warum malen dann so viele Künstler Mondlicht mit einem grünen oder blauen Schatten? Sehen wir es wirklich so? Ist es eine Art Illusion oder nur eine künstlerische Übereinkunft?

Es gibt keinen Weg sicherzustellen, dass man selbst Mondlicht so sieht wie es andere tun. Da wir dem Gefängnis unserer eigenen Wahrnehmung nicht entkommen können, sind Bilder von anderen Künstlern der Beste weg, andere (persönliche) Sichtweisen des Mondlichtes kennenzulernen.

Farbreaktion in Mondlicht
Funktionieren Zapfen überhaupt in Mondlicht? Im Gegensatz zu dem, was manche Authoritäten behaupten, sind die meisten Menschen sehr wohl dazu in der Lage, einfache Farbunterscheidungen im vollen Mondlicht anzugeben. Aber wieviel Variation sehen wir wirklich?
So finden sie es heraus: nehmen sie sich ein Set von farbigen Karten (möglichst derselben Value (=Helligkeit oder Sättigung?)). Gehen sie damit ins direkte Mondlicht, lassen sie ihre Augen sich 5 Minuten an das Licht gewöhnen und dann mischen Sie die Karten. Markieren Sie danach auf ihnen, welche Farbe sie ihrer Meinung nach haben.

Zu den Bildern: Das erste zeigt die Karten in "overcast daylight" (der Audruck passt einfach gut, auf deutsch wäre das vielleicht "überbelichtet", "ausgeleuchtet" oder so. Starke Sonne jedenfalls!). Das zweite Bild zeigt die Karten, wie sie im Mondlicht aussahen - alles war dunkler, gedämpfter und verschwommener. Alle Farben konnten aber identifiziert werden, wenn auch das Grau sehr irritierte. In noch geringerem Licht (Halbmond) verschwanden die Unterschiede zwischen den Karten, sie wurden monochromatisch (=gleichfarbig).

Der Purkinje-Effekt
Obwohl die Zapfen des Auges keine Farben sehen können, hat man festgestellt, dass sie besonders empfindlich auf grünliche Wellenlängen des Lichts reagieren. Deswegen erscheinen blau-grün-Töne heller bei schwachen Lichtbedingungen. Wenn sie mit 2 gleichhellen Blättern in Rot und Grün von Drinnen nach Draußen in die Nacht gehen, werden sie feststellen, dass das Grün viel heller wirkt - und das Rot oftmals tiefschwarz aussieht.
Prurkinje-Effekt bei Wiki

Khan/Pattanaik-Hypothese
[...] Die Blauverschiebung ist eine optische Illusion durch Erregungsweiterleitung von aktivierten Zäpfchen zu eigentlich inaktiven Zäpfchen (Beanspruchung der Rezeptoren für blaues Licht an den Synapsen, was im visuellen Kortex zum Eindruck eines blauen Lichtes führt). [...]

Wie wir diese Informationen nutzen können:
Training, Training, Training. Den Eindruck der Zäpfchen ("Blau!") in eine Reaktion der Stäbchen ("Hell!") umdeuen lernen. [...]. Plein-air-Malerei ohne "Diskriminierung eines Farbtons" ist unmöglich - und der subjektive Effekt kann nicht fotografiert werden.
Also im Endeffekt würde ich sagen: Violett ist in Mondlicht kein Blauviolett, sondern ein Shade von Violett (also +Schwarz). Orange ist kein (je nach Helligkeit der Ausgangstöne) unterschiedlich helles Grau (komplementar), sondern ein sättigungsarmes und dunkles Orange. Grün und Blau sind Grün und Blau, aber heller (was im Kontrast auch gleichhell bedeuten kann).

Aber so ganz sicher bin ich da gerade auch nicht. Die Bilder helfen dabei - lad ich gleich noch hoch, brauch dafür nen anderen Rechner.

Achso: Text verkürzt, tw. zusammengefasst.
 

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Suse

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...sehr interessant und vielen lieben Dank für Deine Mühe!
Ich hätte mich aber auch in Geduld geübt - wäre also nicht auf ein paar Tage angekommen ;-)))
Die Vorlage habe ich Dir in einer PM geschickt...
 

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