Acryl-Lasurtechnik Calla

Bennibunny

Senior Mitglied
Ein ganz ganz tolles Video Karin und einfach suuuuper interessant anzusehen. ich wische auch viel mit den Finger, manchmal auch mit spucke (iiihh), deshalb sagt mein Mann immer, bei mir ist es ganz leicht festzustellen ob es ein Original ist, durch einen DNA- Test.
Nein im Ernst eine Wahnsinns rose und enorm interessant mal anderen über die Schulter schauen zu können!!! Danke!
 
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Kowoline

Aktives Mitglied
Karin, ich drück dir ganz doll die Daumen, daß es dir bald wieder besser geht.
Ich habe mich zwar schon auf die nächsten Bilder von dir gefreut, aber deine Gesundheit steht natürlich ganz klar an erster Stelle.
 

KarinV

Senior Mitglied
Vielen Dank

Hier ist das Foto, das ich als Vorlage verwendet habe. Es ist aus der Fotocommunitiy. Die Fotografin (Regina H.) stellt es mir kostenlos zur Verfügung.

Meine ersten Überlegungen gelten den Schatten. Welche Farbkombination führt zu den grauen Schatten in der Blüte?
Ich wollte weder mit grau noch mit schwarz arbeiten, sondern die Schatten aus Farbtönen zu einem farbigen Grau optisch mischen. Meistens verwende ich komplementäre Farbtöne, aber hier bei einer weißen Blüte kam ich nach längerem Überlegen zu einer anderen Lösung!
Die 3 Grundfarben zusammengemischt ergeben auch ein farbiges Grau!
LUKAS hat dazu die 3 Primairfarben: Primairrot, Primairgelb und Primairblau.
Damit wollte ich die Schatten herstellen. Da ich das farbige Grau schichtenweise herstellen wollte, habe ich mir noch Gedanken über die Reihenfolge gemacht.
Rot wollte ich zuunterst haben, dann Blau und zum Schluss Gelb. Mit Blau und Gelb kann dann auch der Stiel gemacht werden.

Hier ist das Originalbild und das Bild nach der Primairrot-Lasur.
Und jetzt muss ich leider Schluss machen.
 

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annah

Forum-Guru
Hallo Karin


Deine Calla sieht schon sehr gut aus und wie jetzt das grau und grün (obwohl, da ist doch schon rot) entsteht leuchtet mir bereits ein wenig ein, aber wie machst Du jetzt noch das weiß? Naja, ich werde es ja miterleben.

Gute Besserung und viele Grüße
Anna
 
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KarinV

Senior Mitglied
Vielen Dank Anna.
Ich möchte an dieser Stelle die Fragen von Mario (von letztem Jahr) beantworten. Ich habe sie erst gestern entdeckt.

Ich verwende zum Weißhöhen LUKAScryl liquid Titanweiß. Das ist relativ flüssig und nicht cremig. Damit kann ich sehr dünne schleierartige Überzüge herstellen, dich ich mit cremigem Weiß so nicht hinbekomme. Aber vielleicht ist das eine Übungssache. Studio oder Akademiefarben empfinde ich als sehr ungünstig.
Für dichters Weiß gehe ich mehrmals über die Stellen.

Mit Ölfarben und den heutigen Malmitteln dazu kenne ich mich sehr schlecht aus. Ich kenne nur die originale mittelalterliche Vorgehensweise.
Man nimmt zum Lasieren eine Harzölfarbe. Das Malmittel dazu ist Dammar mit Terpentinöl (Dammarfirnis). Es sollte nach 2-3 Tagen nicht mehr kleben.
In die frische noch klebrige Lasur höht man mit Eitempera-Bleiweiß.
Weil Bleiweiß giftig ist verwendet man heute Titanweißpigmente. Das Bleiweiß ist aber ein aktives Pigment, was Rissbildungen entgegenwirkt.
Die Eitempera ist eine Mischung aus Ei+Dammar-Terpentinöllösung+destill. Wasser. Eitempera ist eine natürliche Öl-Wasser-Emulsion, die sich mit Wasser verdünnen lässt, sich aber trotzdem mit dem harzigen Ölfilm verbindet. Damit kann man, wenn die Mischung gut eingestellt ist, sehr feine Zeichnungen (van Eyck) machen. Mit Ölfarbe ist es relativ grob.
Das war früher alles aufeinander abgestimmt, so dass es relativ schnell trocknet aber doch keine Risse entstehen.
Die unteren Lasuren sollten z.B. auch magerer (weniger Harz) sein als die oberen.
Wenn man jetzt mit schnelltrocknenden Malmitteln, Leinöl (etc.) und dicker weißer Ölfarbschicht dazwischen das Bild aufbaut, kann ich nicht sagen, wie sich das verträgt. Gibt es Risse oder unzumutbare Wartezeiten?
Ich habe daraufhin das Dörner-Handbuch gewälzt und bin zu dem Schluss gekommen, dass mir das mit den Materialien zu kompliziert ist.
Andere, mir bekannte altmeisterliche Maler aus der heutigen Zeit vereinfachen die Sache und gehen nach 1-2 Schichten doch wieder in die Primamalerei über (mischen der Farbe auf der Palette)
Wenn das jemand mit Ölfarben ausprobiert, dann bitte ich um Erfahrungswerte. Das interessiert mich sehr.

Hat jemand das Buch: Lexikon historischer Malweisen?

Und zum Schluss noch die Weißhöhung nach der Primairrotlasur.
Links oben im Hintergrund habe ich verschiedene Lasuren ausprobiert.
Dummerweise hat mein Fotoapparat jedesmal eine andere Einstellung gewählt. Ich habe jetzt die Fotos bearbeitet.
Den Hintergrund habe ich mit einem kleinen Schwämmchen gestupft.
 

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KarinV

Senior Mitglied
Nach der Weißhöhung bzw. Modellierung mit Weiß auf der Rotlasur habe ich das Bild mit verdünntem Primairblau überzogen. Ich mache das lieber etwas zu dünn, als zu kräftig. Das Rot soll nicht zugeknallt werden, sondern es soll mit dem Blau harmonieren.
Wenn es zu dünn ist, kann ich nochmal drübergehen.
Auch hier kommt nochmal eine detaillierte Weißhöhung. Diese wird aber feiner als die vorherige, weil durch die dünne Lasur die Weißhöhung gestuft wird. Dadurch ist sie jetzt auch nicht mehr so aufwendig, sondern schon etwas mehr auf die Lichter konzentriert.

Ich habe versucht die Fotos farblich abzugleichen, aber das ist schwierig, weil ich diese Stufe nur noch vage im Kopf habe.
Das linke Bild ist direkt nach der Blaulasur, beim mittleren ist die rechte Blüte weißgehöht und beim rechten Bild ist die Weißhöhung fertig.
 

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KarinV

Senior Mitglied
Als nächstes wollte ich das ganze Bild mit Primairgelb überziehen. Da mir aber dieser Stand des Bildes schon gut gefällt, habe ich mich entschlossen, die rechte Blüte so zu lassen wie sie ist und nur die linke nach meinen theoretischen Vorstellungen weiterzubearbeiten.

Ich habe also das ganze Bild, außer der rechten Blüte mit Primairgelb überzogen und die hellen Stellen wieder mit Weiß hervorgeholt.
Danach habe ich mit Kadmiumgelb dunkel die linke Blüte und die Stempel lasiert. Auf der Blüte habe ich das Gelb mit einem Lappen wieder weggewischt. Es war zu kräftig. Danach habe ich die Lichter wieder mit Weiß hervorgeholt. Das geht jetzt ziemlich zügig, weil sich das nun nur noch aufs Licht beschränkt.
Die Stempel habe ich 2 mal mit diesem Gelb gestrichen. Bei den Stempeln habe ich nach jeder Farbschicht weiß gepunktet. Durch die Farbüberzüge entstehen dann verschieden helle Punkte. Die Punkte vom Anfang z.B. haben schon mehr Überzüge als die letzten Punkte. Sie sind deshalb dunkler.
 

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Atschi

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Administrator
Hallo Karin, ist ja der Wahnsinn, so viel Arbeit.
Danke dass du dein Wissen, mit so viel Aufwand, an uns weiter gibst.
 

Bennibunny

Senior Mitglied
Ganz ehrlich am Anfang habe ich gedacht, erst rot? und dann blau und gelb?, dann sieht man ja gar nix mehr vom rot?!, aber jetzt bin ich von der entstehenden Schattenfarbe echt total begeistert, einfach der Wahnsinn!
 
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KarinV

Senior Mitglied
Calla fertig

@Atschi
Ich will mal sagen, dass der Malaufwand nicht größer ist, als wenn man das Bild in ähnlicher Qualität a la Prima malt.
Der Aufwand, das zu Erklären, was ich da male ist allerdings schon etwas größer. Ich hoffe, dass ich mich auch immer verständlich ausdrücke.


Die linke Blüte war jetzt etwas grünlich (kommt im Foto nicht so rüber), deshalb habe ich noch mit Mauve (erschien mir zum Neutralisieren annähernd komplementär zum Grünstich) lasiert, dann wars wieder etwas zu rötlich. Zum Schluss habe ich noch Kobaltblau drübergezogen. Immer das Licht dazwischen mit Weiß wieder hervorgeholt. Das könnte maximal 30 Minuten gedauert haben. Trocknet ja alles so fix. Ich habe mir hier nicht die Mühe gemacht, die Minuten aufzuschreiben.

Die Stempel habe ich noch mit Zinnoberrot hell, Kadmiumgelb dunkel, Kobaltblau im Schatten und Helio Echtorange bearbeitet.
Dazwischen immer wieder mit Weiß gepunktet, aber immer weniger. Auch das lag im Minutenbereich.

Den Hintergrund und die Tiefen habe ich mit Pariserblau gemacht. Hier habe ich nicht dünn lasiert, sondern relativ unverdünnt mit dem Granulierpinsel aufgestupft, weils so etwas gleichmäßiger wird.

Den Callastiel habe ich mit Pariserblau lasiert, weiß gehöht, und 2 mal mit Primairgelb lasiert und auch wieder weiß gehöht. (kein Grün!)

Diese Zwischenstufen sind so fein, dass sich nicht jedesmal ein Foto lohnt. Hier ist deshalb das Endergebnis.

Calla13-354kb.JPG
 
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Holzwurm71

SUPERVISOR EHRENHALBER
Karin....
ich bin mal wieder hin und weg :00001753: :00001753: :00001753:

Das Bild ist die absolute Wucht geworden.

Vielen Vielen Dank, dass du dir die Mühe gemacht hast,
alles so detailliert zu erklären :00000727:
 

gucki

Senior Mitglied
Ich bin auch von deinem Bild und step begeistert.

Ich dachte immer, so feine Lasuren kann man nur mit Öl malen.

Vielen Dank für deine Mühe!
 

annah

Forum-Guru
Hallo Karin

Es ist wirklich erstaunlich, wie das so funktioniert. Das Ergebnis sieht umwerfend aus. Meine Gratulation.

Viele Grüße
Anna
 

jentra

Senior Mitglied
Hallo Karin,
das Bild ist wunderschön geworden. Ganz herzlichen Dank, dass du dir so viel Mühe für uns gemacht hast. Jetzt weiß ich endlich was eine Weißhöhung ist.
 

shaddy

Senior Mitglied
Hallo Karin

Kaum zu glauben wie "fein" man mit Acryl malen kann. Ich habe großen Respekt vor deinen aufwändig gemalten Bilder. Die Calla ist wunderschön und das SbS dazu klasse.:00000298:

Eine große Bitte hätte ich noch an dich. Könntest du bei Gelegenheit ein kleines SBS mit Neocolor II Pastellen erstellen?:00001753:

Liebe Grüße
shaddy
:00000727:
 

KarinV

Senior Mitglied
Vielen Dank für die lobenden Worte. Wenn sich jetzt noch jemand findet, der das nachmacht, oder etwas ähnliches, dann könnte man damit testen wie gut die Beschreibung ist.
@Shaddy
ich werde das im Kopf behalten. Aber momentan arbeite ich mit Acrylfarben. Nebenbei vielleicht noch mit Gouache und NeocolorII Krümelfarbe auf Leinwand.
Falls ich wieder einmal Lust auf ein reines Kreidebild verspüre werde ich ein SbS draus machen.
 

Verdina

Aktives Mitglied
Hallo Karin,

vielen Dank für diesen interessanten Beitrag.
Auch wenn ich überwiegen mit Ölfarben male bin ich doch nun neugierig geworde und möchte diese Vorgehensweise nun auch mal mit Acrylfarben zu versuchen.
Bis zur Weißhöhung ist für mich noch alles verständlich.
Verdünnst du die einzelnen Weißschichten (bzw. das Weiß) dann mit Wasser?
Womit verdünnst du die Farben um feine Lasuren aufzutragen?
Nimmst du dafür dann auch Wasser? Oder benutzt du ein Malmittel für Acrylfarben?
Über eine Antwort würde ich mich freuen.

Gruß Vera
 
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KarinV

Senior Mitglied
Hallo Verdina
Ich verwende für Acrylfarben nur Wasser zum Verdünnen. Das ist ja gerade einer der Vorteile gegenüber den Ölfarben. Es ist kein Malmittel sonst nötig.
Das Weiß verdünne ich je nachdem wie dick ich es brauche. Meistens verdünne ich es nicht. Wenn es leicht anfängt zu trocknen, dann kann man es gut verstupfen und so die Übergänge in der Modellierung herstellen. Das ist aber nur eine der Möglichkeiten. Es wird am Anfang fleckig, weil der Unterschied zum dunklen Untergrund noch groß ist. Nach der zweiten Lasur wenn man sich mit der Weißhöhung immer mehr aufs Licht konzentriert wirds gleichmäßiger. Das muss man einmal gemacht haben, sonst ist das nicht so einfach zum Verstehen.
Am besten mit einem ganz kleinen Bild anfangen. Maximal 30*40cm².

Ich könnte Deine Versuche kommentieren, wenn Du sie hier einstellst. Gib mir aber hier bescheid, damit ich weiß in welchem Thread ich sie suchen soll.
 

Verdina

Aktives Mitglied
Danke für deine schnelle Antwort

Ich verwende für Acrylfarben nur Wasser zum Verdünnen. Das ist ja gerade einer der Vorteile gegenüber den Ölfarben.

Und genau dieses reizt mich auch ein bisschen. :00000295:

Gruß Vera
 

Bennibunny

Senior Mitglied
Liebe Karin!
Vielen lieben Dank für die große Mühe die du dir gemacht hast. Ich würde das jetzt sehr gern ausprobieren und nachmachen! Leider habe ich nicht so viele Farben da, die du alle aufgezählt hast, in wie weit ist das wichtig????

P.S. und das Bild ist einfach eine wucht!
 

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