Digitale Fälschung ?

Julity

Aktives Mitglied
mmmm...wenn hinter einem Bild nur der Gedanke steht, ein Motiv eins zu eins realistisch wiederzugeben, wo bleibt dann die Kunst?
Es ist doch dann eigentlich perfektes Handwerk... was natürlich auch zu bewundern und zu würdigen ist!
Was hebt aber Kunst über dieses hinaus...was ist Kunst? *grübel*
LG
Eva
 

Ernesto

Senior Mitglied
Hallo Eva,
deine Gedanken sind interessant. Wahrscheinlich wurde die Frage: „was ist Kunst ?“ schon zigtausendmal gestellt und genau so oft beantwortet.
Ich denke, das muß jeder für sich entscheiden. Die einen wollen die Welt verändern, eine Botschaft vermitteln, Gefühle ausdrücken. Andere verdienen viel Geld mit Kunst. Wieder andere haben einfach nur Spass am Malen, ohne besondere Ansprüche.
Ich kann nur von mir ausgehen, ich sehe mich nicht als „Künstler“ und habe keine Ahnung, was Kunst ist oder sein soll. Ich habe Spass daran Bilder möglichst realistisch zu malen, das ist alles.
Ich fertige gerne Bleistiftportraits im Auftrag. Meiner „Kundschaft“ ist es vor allem wichtig, dass die porträtierten Personen auch 100% erkennbar sind.
In echt, sieht man sehr wohl, das die Bilder gemalt, gezeichnet sind sich von einem gedruckten Foto deutlich unterscheiden.

Deine Bilder gefallen mir sehr gut, ich könnte so etwas gar nicht, dazu fehlt mir die künstlerische Kreativität.
Es ist doch schön, dass in einem Forum ganz unterschiedliche Stilrichtungen gezeigt werden, jeder kann und soll schließlich machen, was er will.

LG Ernesto
 

Inge

SUPERVISOR
Mooooment. Da muss ich nochmals nachhaken, weil ja direkt auf mein Post bezogen wurde: Ernesto "Abwerten" hieße für mich die Leistung absprechen. Die Leistung ist in keinem meiner Sätze abgesprochen worden.
Ebensowenig die Daseinsberechtigung. Habe ich vielleicht Puzzlespieler verunglimpft? Ich habe lediglich die Überlegung hinterfragt, von einem bestehenden Bild A auszugehen und dann auf - wie im einführenden Beitrag erläutert - die eine (mehr aufwändige) oder die andere (mehr elektronische) oder die noch andere (copy & paste) Variante das Bild A möglichst identisch wieder herzustellen. Das ist Hinterfragen des Motives für ein derartiges Tun, nicht der Leistung an sich.
Ich war auch mal auf einer Ausstellung eines Menschen, der sein Leben damit zugebracht hat, Städte, Schiffe und Sonstiges aus Karopapier zu falten und mit seinen Landschaften bereits eine Turnhalle füllen konnte. Der war (ist?) bestimmt sowohl
ein Künstler als auch ungeheuer fleißig. Trotzdem muss es dem Betrachter erlaubt sein, sich über Motivation und Lebensstil des Herrn Gedanken zu machen, oder? Gibt's da eine politisch korrekte Betrachtungsweise, von der ich nichts weiß?
 

Lillemut

Senior Mitglied
:tearsofjoy::smile::tearsofjoy:
Gerade erst gelesen und ich muss doch meinen Senf dazu geben, als einer der Realisten hier im Forum.

Fotorealismus bedeutet doch nicht, dass man ein Foto abmalt! :smile:
clip_image001.png


Fotorealismus ist eine Technik.
Mit Hilfe dieser Technik drückt man sich aus. Das ist alles.

Es ist legitim eine Vase, die vor einem steht abzumalen, aber das Foto einer Vase nicht?
Ich würde mal behaupten, dass meine Vase dann immer noch sehr realistisch aussehen würde, weil das eben meine Technik ist.

Das Problem was ich mit fotorealistischen Bildern habe, ist dass jeder dran vorbei geht und es nicht als gemalt erkennt. Auch wirken für mich diese Bilder nicht Künstlerisch, eher steril.

Objektiv betrachtet ist Fotorealismus ein fester Fahrplan, man weiß was zu tun ist mit einem klaren Ziel. Man extrahiert die Farben, mischt sie nach und bringt sie gezielt an den Ort. Es ist mehr ein diszipliniertes arbeiten und oft auch mit Perfektion verbunden. Der Wettbewerb besteht denn darin, immer feiner zu werden, noch mehr Detail mit zu nehmen und akribischer zu sein als andere. Praktisch schon was für die Olympiade...

Gut, kann man machen, viele Anfänger streben danach was auch nicht falsch ist. Es vermittelt ein technisches Geschick. Was aber kommt danach? Wie kann man da seinen Stil entwickeln? Was ist das next Level? Da kommt man an den Punkt über den ich schon oft nachgedacht habe... ich denke es ist Inspiration, Reduzierung etc. So kann man sich im Stil entwickeln, weil die Art wie man reduziert viel mehr Variablen hat und ein größeres Spektrum entfalteten kann.

Perfektioniertes arbeiten ist oft mit unsicherheit verbunden, also nimmt man lieber alles mit was man sieht, anstatt auf Optimierung zu setzen was die Realität nicht immer her gibt. Da kann die Fantasie unendlich sein

Also ich habe nichts gegen digitale Malerei und auch gegen den Fotorealismus nichts, ich bin absoluter Fan einiger Fotorealisten wie Daniel Sprick, die denn noch eine Eigenart reinbringen. Aber ich weiß nicht ob man dieses Bild als eine Fingermalerei so geltend machen kann, da noch welten zwischen Analog und Digital sind und die Aussage klingt denn doch wie eine Ansage an die Analogen Maler, weil mit Finger malen ja was analoges ist. Aber auch mit dem Finger entsteht ja eine digitale Pinselspitze die man in größe variieren kann. Das ist nicht das gleiche.

Photorealismus ist wohl tatsächlich so eine Art Spielerei des in die Defensive geratenen Menschen, der nun unter Beweis stellen will (oder zu müssen glaubt), daß er - wenn auch mit viel Zeitaufwand - noch mit Photoapparat und Computersimulation mithalten kann. Das ist wohl das post(post)moderne Pendant zur abstrakten Kunst der Moderne, oder so. ;).

;) Zwinker, zwinker?
Ihr macht mich echt fertig.:D Da musste ich vorhin doch ganz schön lachen, dafür erst einmal danke. Und nein, das meine ich nicht ironisch, sondern so, wie es da steht.

Was ist dann meine Malerei? Hier im Forum bin ich eine aus der Gruppe der Realisten, auf die das zutrifft.
Ok, ich greife keine politischen Themen auf, das macht jemand der seine Katze mit Aquarellfarben malt aber auch nicht.

Ich male, was ich schön finde. Ich male nicht, um für ein Publikum relevant zu sein. Wenn der Betrachter meiner Arbeit eine Bedeutung beimisst, dann kann er das machen. Ich finde, dass in dieser modernen Welt die Schönheit in unserer Umgebung zu wenig beachtet wird. Ich male was mir gefällt, was mir Spaß macht. Das sollte jeder tun.
Und ja ich liebe den Prozess des Malens, dieses genaue Hinsehen, diese kleinen Details …. da gehe ich richtig drin auf.
clip_image001.png
Das ist überhaupt der allerbeste Teil am Bild … der Prozess, das macht richtig Spaß.

Meine Bilder fangen zum Beispiel wie alle anderen Bilder an.
Wozu hätte ich gerade Lust? Bunt! Und so weiter, und so weiter ….
Dann fotografiere ich zwei Tage lang. Stelle um, leuchte aus. Das ist ein langer Prozess, indem ich versuche möglichst viele Elemente meiner Grundidee umzusetzen.

Und es gibt nicht das eine Foto, das man abmalt.
Der Ausschnitt ist nicht willkürlich.


In den Entwurf fließen ganz viele Überlegungen ein …. Tiefenschärfe, wo sind harte und wo weiche Kante, setze ich einen Fokus und wenn ja wo usw.
Der Entwurf setzt sich am Ende aus sehr vielen Einzelteilen zusammen (das mache ich zu 90% am Computer).
Mit den Jahren kristallisiert sich der eigene Stil heraus. Den kann man nicht herbeibeten. Der entwickelt sich durch viel, viel malen.
Bei Fotorealisten genauso, wie bei Acrylmalern, Pastellzeichnern etc.
Und der entwickelt sich weiter, vielleicht male ich in 10 Jahren auch viel abstrakter, das steht noch in den Sternen.

Ich kann die ganzen Foto-, Hyper-, Megarealisten ohne Probleme an Hand ihrer Werke unterscheiden. Vielleicht auch nur anhand ihrer Sujets oder Technik. Ist das bei anderen Künstlern anders?
Fotos lassen sich nur sehr schwer bestimmten Fotografen zuordnen.
Fotografen müssen diese eine Sekunde, diesen Augenblick erwischen. Das ist enorm schwierig. Maler konstruieren ihre Realität oder ihre idealisierte Realität.

Unter einem meiner letzten Fotos auf Instagram stand der Kommentar: "I always know it´s your work, even before I see the name. Thank you!" Das hat mir gefallen.

Hier in Deutschland geht so langsam wieder etwas in realistischer Malerei. In den letzten Jahren werden abstrakte Kurse weniger gebucht und viele Künstler wurden aus den Programmen genommen.
Glück für mich. Meine Kurse sind ausgebucht, es gibt lange Wartelisten, Zusatzkurse.
Pech für mich und alle anderen auch. Wegen Corona ist man als Dozent gerade arbeitslos.
Als Maler zum Glück nicht, da kann der Tag auch 30 Stunden haben und es reicht nicht.

Digitale Kunst ist noch schwieriger.
Hier spielt eine ganz andere Technik eine Rolle, die kaum jemand nachvollziehen kann.
Malerei = Pinsel+Farbe
Digitale Malerei = Hardware+Software?
Ohne eine künstlerische Hand geht da nichts.

Nach wie vor bin ich fasziniert von der Technik und begeistert von den Ergebnissen.
Ein Wermutstropfen ist immer das Fehlen eines "Originals" finde ich.

Der Maler hat sein Werk greifbar vor sich und kann natürlich auch Drucke davon machen.
Bei digitaler Kunst hat man eine Datei? Hoffentlich mehrfach gesichert. Und natürlich viele Drucke.
Und mal weg von der Technik.
Neben beeindruckenden Portraits erschaffen Digital Artists unglaublich fantastische Welten. Das ganze Internet ist voll davon.
Wer weiß, wenn ich jetzt gerade mal 20 wäre, dann würde ich wahrscheinlich auch ein Wacom Tablet der Leinwand vorziehen.

So Mittagspause beendet. Ich muss arbeiten ….. äh malen.
Natürlich fotorealistisch, um meinem, in die defensive geratenen Dasein einen Sinn zu geben und meine Unsicherheit zu überspielen. :p Ihr habt genau meinen Humor.:D:hearteyes:

Und beklagen kann ich mich wirklich nicht.
https://www.kiss-untergroeningen.de/
"Opulenz an vielen Orten und das zu Recht - schließlich ist die "SweetNothingSweet"- Ausstellung zugleich die 20. KISS-Sommerausstellung - ein Jubiläum, das Grund zum Feiern gibt.
Herausragende Arbeiten sind die „Pralinen-Installationen“ des New Yorker Künstlers Peter Anton, die „Candy“-Landschaften des Londoner Fotografen Carl Warner, Kunst des New Yorkers Kevin Champeny, Arbeiten wie „dem Affen Zucker geben“ von Robert Matthes, „Honig“ von Mirko Schallenberg, leckere hyperrealistische Süßigkeiten von Günter Beier und Susanne Strefel, leckerste Muffins gemalt von Johannes Vetter, daneben Marc Taschowskys "Megaland", Werner Liebmanns "Schlaraffenland" und "Schokoladiges" von Mirko Schallenberg und Daniel Wagenblast."

Die zwei Werke, mit denen ich dabei bin, wurden letzten Samstag abgeholt (Ja, die machen das und holen aus ganz Deutschland die Bilder mit einem LKW ab)
Nun hoffe ich auf den Film und natürlich auf die Eröffnung. Diese Woche dürfte dort schwer gearbeitet werden, um die Ausstellung einzurichten. Für die Eröffnung steht noch kein genauer Termin fest und wegen Corona wird es auch keine Vernissage geben. Vielleicht eine Finissage im Herbst?
Knapp 40 Künstler mit Bildern, Skulpturen und Installationen. Bestimmt sehr sehenswert.
 

Gregorio

Aktives Mitglied
Was heute unter dem Begriff moderne Kunst alles so geboten wird spottet jeder Beschreibung
Da hat man einfach das Gefühl es geht vielen nur darum zu provozieren .
Eine Banane mit Klebeband an die Wand kleben ??
Einen Kubikmeter Mist abladen, einen Holzpflock hinein stecken mit einem Schild
mit dem Text Mist .

Nach dem Motto. Moderne Kunst, von unfähigen untalentierten gemacht.
von skrupellosen vermarktet, und von gestörten gekauft.
 

4212

Aktives Mitglied
Hallo Gregorio,

nirgendwo wird mehr geschummelt als in der Kunst. Die Versuchung ist heute größer als früher.
Kunst kommt nicht mehr von Können.
Kunst kommt von erfolgreichen Schummeln offenbar.

Und der junge Mann mit dem iPad?
Gelogen, geschummelt und getrickst bis zum Gehtnichtmehr. Meinen Adleraugen entgeht nichts.

Servus
 

Tommy44

Aktives Mitglied
Hallo Ernesto, danke für das Video.
Es wurde bereits viel dazu geschrieben, weshalb ich mich kurz fasse: es ist möglich, da ich es auch schon ausprobiert habe. Zwar nicht so präzise, aber ich wollte auch keine Woche an dem Bild arbeiten. :grinning:
 

Pinselhansi

Senior Mitglied
Mal ein neuer Gedanke dazu:
Wer sagt denn, dass das Reverenzfoto wirklich ein Foto des lebenden Menschen ist und nicht eine Kopie des Gemalten? So wäre erklärbar, dass keine Proportions-und Farbunterschiede zu sehen sind.
Er malte (wie auch immer) das Bild und anschließend wird es digital kopiert und als Foto danebengelegt. So hat man dann eine absolute Genauigkeit, die es gar nicht geben kann. Mit Sicherheit hat er vorgegebene Render-Dateien verwendet (Bart, Haare?) und da sollten schon Unterschiede zur lebenden Person sein.
 

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