Mehr Zeit beim Verblenden von Acrylfarben.

bruno

Senior Mitglied
Hier mal ein Foto meines Schnellversuches. Nur so auf die Schnelle, mit einfachen Farben (Schmincke Akademie und System3). Ich werde das auch mal mit besseren Farben (Primacryl) testen, ich wollte es vor allem in Bezug auf Ponal nur mal schnell ausprobieren. Für die Lasuren hätte ich auch einen weicheren Pinsel nehmen können...

Links: mit Ponal Express, für die Cyan-Untermalung ca. 30% Zugabe von Ponal. Für die Lasuren in Magenta und Indischgelb ca. 50%, also 1:1-Mischung Farbe-Ponal.

Mitte: Cyan direkt aus der Tube, Magenta und Indischgelb mit Wasser lasiert. Wohl etwasczuviel Wasser...

Rechts: Mit Haargel von Drei Wetter Taft. Cyan mit 30% Gel, Lasuren in Magenta und Indischgelb mit ebenfalls ca 30% Gel. Habs erst auch mit 50% versucht, das war aber zuviel, dann liess sich die Lasur nicht gut aufbringen. Ca. 10-30% Gelzusatz reicht völlig.

Alle 3 Versuche ergaben getrocknet gute stabile Farbschichten, nach dem Trocknen klebt da nichts mehr.

Das Ergebnis mit Ponal finde ich besonders gut. Schon beim Farbauftrag fühlte sich das am besten an, und vom Ergebnis her wurde die Lasur am gleichmäßigsten und leuchtet auch am meisten ( sieht man auf dem Foto vielleicht nicht so). Die getrocknete Oberfläche würde ich als "Seidenglanz) bezeichnen.

Muss mir also unbedingt normales Ponal holen. Mein Ponal Express verlängert die Trocknungszeit ja nicht wirklich.

Beim Lasieren nur mit Wasser ist es schwierig eine gleichmäßige Verteilung der Farbe beim Lasieren zu erreichen. Das Malpapier lag flach, man sieht vor allem beim Magenta dass sich in der Mitte eine kleine Pfütze gebildet hat. War vielleicht einfach etwas zu viel Wasser...

Mit dem Haargel lag das Ergebnis irgendwo dazwischen. Die Farbe liess sich gut verteilen, die Farbwirkung kommt vor allem bei den Lasuren aber nicht an das Ponal heran. Dafür erhielten sich Pinselspuren etwas besser - manche mögen das ja. Leichte Impastos gehen damit also wohl auch.

Mein Glycerin finde ich gerade nicht, muss ich erst mal suchen. Das versteckt sich vermutlich in einer hinteren Schrankecke. ;-)
 

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doris beckmann

Senior Mitglied
Es gibt auch noch ein paar Geheimtipps, die beim Acrylmalen helfen können. Dabei handelt es sich oft um haushaltsübliche Materialien, die nicht wie die von den Farbherstellern als "flüssiges Gold" verkauft werden. Deren Mittelchen sind ja oft maßlos überteuert.

Hier mal nur zwei Stoffe, die den Farbfluss von Actylfarbe erhöhen und auch die Trocknung beeinflussen:

1. Pflanzliches bzw. pharmazeutisches Glycerin / Glyzerin (eine kleine Menge hinzugeben reicht!)
2. Haargel (das billige Zeugs was es in großen Töpfen zu kaufen gibt)

Probiert es ruhig mal aus. Beides ist spottbillig und funktioniert sehr gut.

Hier gibt es auch ein erklärendes Video dazu mit weiteren Tipps:

https://youtu.be/4HGyUbPdgKo

schade, leider nur in englisch-

Grüße Doris
 

matuschen

Senior Mitglied
Super, euere Tipps und Versuche. Hab alles interessiert gelesen und einiges gelernt. Klasse. Hab nur noch eine Frage: wieviel von dem Ponal gibt man dazu? Welche Konsistenz sollte die Farbe dann haben?
Hab ich das überlesen?
LIebe Grüße,
Gaby
 

bruno

Senior Mitglied
Liebe Gaby,
bin noch mitten drin bei meinen Ponal-Experimenten, kann aber schon folgendes sagen:

1. Während man bei den anderen Zusätzen (Haargel, Glycerin) wirklich aufpassen muss nicht zuviel dazuzugeben, scheint Ponal da eher unproblematisch zu sein. Ich habe gerade einen Test gemacht von 1:3 (Teile Ponal:Farbe) bis hin zu 2:1 (also doppelt so viel Ponal wie Farbe), und alle Mischungen fühlten sich beim Malen sehr gut an. Ich warte noch bis die Proben trocken sind und zeige dann auch die Fotos davon.

2. Ponal ist ja anfangs milchigweiß, so wie normaler Acrylbinder auch. Es trocknet dann transparent. Dh wenn man sehr viel Ponal zugibt, stellt sich die volle Transparenz und Farbtiefe erst nach dem Trocknen so richtig ein. Das ist aber bei Acrylfarbe normal und passiert auch wenn man normalen Acrylbinder zugibt.

3. Ponal ergibt eine angenehme seidige Konsistenz beim Vermalen und erhöht sowohl die Transparenz als auch die Leuchtkraft der Farbe.

Einfach mal selbst probieren! Es scheint mir als ob es für Ponal keine "Obergrenze" gibt. Ich probiere gleich mal eine Mischung mit 5 Teilen Ponal auf 1 Teil Farbe...
 

Zeti

Senior Mitglied
Hallo Bruno:00000293:,

deine Tipps und ersten Erfahrungen mit den Zuätzen sind wirklich spitze:00000465:.

Dadurch bekommt man schon einen guten Eindruck, wieviel man hinzugeben sollte und wie das Ergebnis nach dem Trocknen dann ausschaut.

2. Ponal ist ja anfangs milchigweiß, so wie normaler Acrylbinder auch. Es trocknet dann transparent. Dh wenn man sehr viel Ponal zugibt, stellt sich die volle Transparenz und Farbtiefe erst nach dem Trocknen so richtig ein. Das ist aber bei Acrylfarbe normal und passiert auch wenn man normalen Acrylbinder zugibt.
Wird die Mischung dadurch auf der Palette nicht recht hell? Ich frage nur, weil ich hier auch farblose Malmittel vorliegen habe und bei diesen bleibt dieser Effekt weitgehend aus (Farbe sieht feucht wie trocken gleich aus). Ich würde andernfalls wohl lieber zu dem transparenten Haargel greifen.

Ansonsten lass uns bitte auch weiterhin an deinen Experimenten teilhaben.

Zeti
 

bruno

Senior Mitglied
Zeti, dieser Aufhellungseffekt während die Mischung noch nass ist fällt nur bei sehr hohem Zusatz des Ponal ins Gewicht, ich würde mal sagen so ab ca. 2 Teilen Ponal auf 1 Teil Farbe. Das ist aber ja auch schon sehr viel, im Normalfall wird man ja eher 1:3 oder 1:2 mischen. Bis hin zu 1:1 ergibt sich meinen Tests zufolge kaum eine spürbare Aufhellung.

Ist also durchaus handhabbar. (tolles Wort, nicht?) ;-)
 

Zeti

Senior Mitglied
Hallo liebe Happypainter:00000293:,

@Bruno: Alles klar. Ein wichtiger Hinweis, wie ich finde.

@Zeppelin: Wenn ich mir die Zusammensetzung von Dispersionsfarbe so anschaue, dann könntest du damit durchaus Erfolg haben. Falls du eines der genannten Mittelchen bereits vorrätig hast, probier es doch einfach mal aus und berichte uns dann von dem Ergebnis.

Zeti
 
Z

Zeppelin

Gast
Ne leider weder das eine noch das andere, will nächstes Jahr mein Haus mit Illusionsmalerei verfeinern,da könnte das interessant sein.
Gruß Zeppelin
 

bruno

Senior Mitglied
So, hier ein paar Fotos mit meinen Tests von eben. Mit Kunstlicht fotografiert, draußen war's schon dunkel...

Einmal nass, einmal getrocknet.

Bei der 2:1 Mischung siegt man gut dass sie nach der Trocknung wieder dunkler ist. Bis 1:1 fällt das nicht ins Gewicht.

Dass die 70%-Mischung heller wirkt als die 100% (1:1) Mischung, liegt wohl daran dass ich bei der 1:1 Mischung etwas dicker aufgetragen habe.

Hab aus Spaß mal auch Mischungen 5:1 und 10:1 ausprobiert, die wird man in der Praxis wohl seltener brauchen, geht aber. Wie an den Proben erkennbar, sollte man Ponal und Farbe dann sehr gut durchmischen, damit sich die Farbe gleichmäßig verteilt. Aber es funktioniert, und es ergibt sich auf jeden Fall auch bei solchen Extrem-Mischungen eine stabile aber doch flexible Farbschicht.

Dh vom Material her gibt es da wohl keine Obergrenze für die Zugabe des Holzleims, das Ergebnis hängt dann natürlich von der Durchmischung, dem Farbauftrag und natürlich auch von der Färbekraft der verwendeten Farbe ab. Ich denke praktikabel sind Mischungen bis 1:1 oder max. 2:1.

@Zeppelin: Normale Wand-Dispersionsfarbe wie zB Alpina Weiß liegt meines Wissens von der Zusammensetzung her recht nahe beim Acrylgesso. Probiere es einfach mal aus...
 

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bruno

Senior Mitglied
Ach ja: Ab 2:1 war die Trocknungszeit auch mit Ponal Express schon deutlich verlängert. Mit normalem Ponal oder Bastelleim (hab leider keinen da...) dürfte sich die Trocknungszeit auch bei geringeren Beimengungen schon deutlich verlängern. Auch darum ging es ja ursprünglich.

Ich bin durchaus angetan vom Holzleim als Mal- und Lasurmittel. Probiert es halt einfach mal selbst aus und bildet Euch eine eigene Meinung.
 

Zeti

Senior Mitglied
Hallo Bruno:00000293:,

du bist ja fleißig.

Ausgezeichnet deine Tests. Sehr hilfreich und aussagekräftig.

Eine Frage stellt sich mir aber noch: Wie verhalten sich Mischungen zweier Farben, welche ich miteinander verblenden möchte?

Wie gleichmäßig wird das Ergebnis und welche Pinsel benutze ich am besten dafür?

Unter den Videos des oben genannten Autors sind übrigens noch weitere sehr interessante Möglichkeiten des Verblendens von Acrylfarben zu finden.

Schaut mal hier: https://www.youtube.com/watch?v=edOEaAUZueM

Zeti
 

ReneHH

Forum-Guru
das ist ja richtig spannend hier!
werd das definitiv auch probieren, wenn ich mein acrylbild wieder vorhol..motiviert mich direkt dazu..danke dafür!!!
 

Beowulf

Aktives Mitglied
Wenn es wirklich so einfach wäre, extrem lang vermalbare Acrylfarben ohne Qualitätseinbußen herzustellen, würden die Hersteller dies sicher schon jetzt tun. Acryl gilbt nicht und bleibt langfristig flexibel. Trifft dies auch auf Ponal, Haargel & Co. zu? Und wie sieht es mit der Übermalbarkeit aus?
 

bruno

Senior Mitglied
Ponal und andere moderne Holz-, Buchbinder- und Bastelleime bestehen genauso wie die in den Tubenfarben verwendeten Acrylbinder aus Acryldispersionen. Man könnte diese "PVA-Leime" also als hochkonzentrierte Acrylbinder bezeichnen.

Irgendwelche chemischen Unverträglichkeiten sollten daher eigentlich auszuschließen sein. Zumindest konnte ich keine feststellen. Die Farben lassen sich bereitwillig mit dem Leim mischen und vermalen und ergeben sehr gute stabile und flexible Farbschichten.

Aber was sollen wir nun hier endlos darüber diskutieren? Einfach mal selbst probieren, Ponal haben viele doch eh im Bastelkeller vorrätig. Ich kann mir hier natürlich stundenlang die Finger wundtippen. Besser aber ihr probiert es einfach selbst aus.
 

Zeti

Senior Mitglied
Hallo Bruno:00000293:,

da gebe ich dir völlig recht.

Probiert es doch einfach mal selbst aus und entscheidet anschließend, ob das etwas für euch wäre. Wenn nicht, dann greift halt zu anderen Mitteln (die von den Herstellern, wie in meinem Beispiel genannt), oder vertraut weiterhin ganz klassisch nur auf Wasser, was ich ebenfalls völlig in Ordnung finde.

Mir ging es in erster Linie einfach um verschiedene Möglichkeiten, die Acrylfarben länger vermalbar zu machen.

Zeti
 

Beowulf

Aktives Mitglied
Das beste Impasto ist nichts wert, wenn es beim Trocknen seine Farbe verändert. Das ist eben ein herausragender Vorteil von Ölfarben gegenüber Acryl. Ponal & Co. machen die Sache nur noch schlimmer, zumal die Deckkraft sowieso in den Keller geht. Wenns dann doch wieder aufs Lasieren hinausläuft, braucht man es eh nicht.

Als einzig sinnvolle Variante bleibt also das Glycerin. Wichtig wäre da zu wissen, bis zu welchem Prozentsatz man dieses zufügen darf, ohne die stabile Filmbildung zu beeinträchtigen. Die Retarder der Farbhersteller geben oft verlängerte Trocknungszeiten von 20-50% an. Für richtige Ölmaltechniken wären aber mehrere hundert Prozent wünschenswert. Ob Glycerin das leisten kann?
 

bruno

Senior Mitglied
Ganz einfache Lösung:

Wer die Trocknungszeit und das Malverhalten von Ölfarben will, sollte Ölfarben verwenden. :00000285:
 

Beowulf

Aktives Mitglied
Da muss ich dir Recht geben. ;) Aber ich denke, Zeti hat hier nach einer Lösung gesucht, ohne ein komplett neues Farbset (und wahrscheinlich auch Pinselset) für Öl kaufen zu müssen.
 

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