Ist es möglich, analog und händisch ein Kunstwerk zu erschaffen, egal welche Werzeuge, Materialien und Farben man benutzt, welches tatsächlich aussieht wie ein Foto? Digital kann ich es mir vorstellen, ist ein Foto ja "nichts Anderes" als eine Matrix voller farbiger Pixel, je nach Auflösung mehr oder weniger Pixel. Aber solche feine Linien und Farbpixel irgendwie zu malen, fände ich tatsächlich interessant.
Klar geht es, mit jedem Medium weil das Limit an einem selbst liegt. Isteben auch eine Geduldsfrage wie weit man gehen möchte. Da arbeiten die aber kaum noch freihand, da werden Raster genommen und arbeiten auch in übergröße, mit sehr feinen Pinseln und Lupe.
Auch kam mir die Frage auf, die Künstler in ihren Epochen kannten die Fotografie in der Form gar nicht, wie haben Sie in ihren damaligen Zeiten den Realismus als solchen definiert? War es die Gesellschafft, die eine solche Klassifizierung gemacht hat, oder waren es die Künstler durch neue, bahnbrechende Mal- und Zeichenmethoden und -techniken, die immer mehr und mehr Details auf die Leinwand gezautert haben?
Wie man es früher definiert hat weiß ich nicht, wenn sie es überhaupt definiert haben… Sie konnten ja nur das Akzeptieren was sie sahen ohne zu wissen was noch kommen wird. Es ist mehr eine Frage des Momentes.
Die Epochen haben alle mit erschaffen, ob Künstler oder Betrachter. Aber da haben sie nie wirklich was Klassifiziert da es den Begriff Kunst noch gar nicht gab, es war für die einfache Handwerker die zum Teil auch Schilder für Läden bemalten. Die Klassifizierung kam erst mit der moderne, auch gab es Künstler wie Vincent van Gogh die weder Bewunderer hatte noch Leute die ihn klassifizieren konnten. Er wusste auch nicht welchen Stil er malte und hatte auch kein Ziel gehabt, er machte sich keine Gedanken da drüber.
Erst die folgenden Epochen können die Epochen vergangener Tage besser analysieren, weil sie selbst unbefangen sind. Man kann auch keinen Tornado erkennen wenn man in mitten dessen Auge ist (ist mir mal passiert). Da erkennt man auch was Zeitlos war oder nur ein Trend. Jeder kennt es sicherlich dass man mal Dinge gut gefunden hat für die man sich heute schämt.
Für mich ist auch die zeitlose Eleganz, was ich persönlich als wahre Kunst empfinde. Aber Techniken oder so, die als Bahnbrechend bezeichnet wurden gab es nicht wirklich, vielleicht die Farben in Tuben, weil es der Beginn der Freilichtmalerei war - ohne Tuben kein Monet.
Kunst beruht nicht auf Techniken, Tricks oder Taktiken, aber sie bilden ein Hilfemittel dafür. Es sind immer noch die Künstler die Geschichte schreiben.
Auch das Thema Details kam mir in den Kopf. So wüsste ich gar nicht, wenn ich etwas male oder zeichne, in wiefern ich Details malen/zeichnen soll, oder wo es abstrakt bleibt. Ist das ein Learning, was mit der Zeit und dem eigenen Stil kommt? Oder gibt es sowas wie Regeln, Techniken, Abstraktionsgrade oder Sonstiges um ein stimmiges Bild zu erhalten, in welchem Maße Details vorhanden sein sollten? Ich denke mal, was im Fokus meines Bildes ist sollte schon detailreicher sein als Dinge in der Umgebung oder im Hintergrund, d.h. ich definiere dadurch gewissermaßen Details. Aber wie tief oder "flach" sollten Details wirklich sein?
Ich verstehe sehr gut die Frage :) die hat mich auch lange beschäftigt…
Es gibt Regeln dafür und zwar die Kanten Arbeit die ich nannte. Da liegt wirklich der Schlüssel von allem. Die Kanten sagen einem wo ich auf Details verzichten kann und wo nicht. Wo ich Abstrakte sein kann und wo nicht. Es ist aber keine 100% Regeln sondern nur ein Werkzeug was nicht einschränkt aber dir die nötige Freiheit geben soll. Das ist wichtig zu verstehen, weil viele es falsch interpretieren und ihre gesamte Energie nur noch auf Regeln und Techniken Fokussieren oder umkehrt sagen, dass sie alle Regeln brechen wollen ohne sie vorher gekannt zu haben.
Daher gibt es auch keinen bestimmten Grade wie weit man abstrahiert oder reduziert, genau dies ist ja denn auch dass interessante und macht einen authentisch. Man fängt eigentlich erst an sehr realistisch zu werden, man übt es bis man sehr Sicher ist, dann fängt man an Details wegzulassen, man probiert aus und bewegt sich dann innerhalb dieser Regeln.
Ich habe mal zwei Beispiele dran gehängt mit verschieden arten von reduzierter Malerei. Das eine ist von Joseph Zbukvic, er gehört mit Sicherheit zu den Welt besten Aquarellisten. Es ist auch ein einfaches Motiv um es zu sehen und zu verstehen wie er die Kanten benutzt. Einfach gesagt hat er nur scharfe Kanten wo die Hausspitzen sind und die Dächer, ein paar wenige scharfe kanten an den Booten…. Das war es auch schon… Im mittleren Feld wo überwiegend weiche Kanten sind hat er sehr sehr Reduziert gearbeitet, fast schon schlampig. Dies ist auch der Bereich wo man sagen kann dass der freigegeben ist für reduziertes Arbeiten und abstrakt. Ein anderer Künstler hätte da wahrscheinlich seine eigene Note hingekleckst. Aber auch hier, ohne die wenigen scharfen Kanten wäre das Bild verloren, verwaschen…. Es hätte keine Blickführung mehr.
Das andere Bild, die Figuren(Ich weiß leider nicht mehr vom die sind :S) Ist noch Abstrakter bzw. Reduzierter, da ist es fast schon Maximal Reduziert und da wurden nur die scharfen kanten Erfasst, alles andere wurde weggelassen. Also Kanten sind die Essenz für Auge, was dazwischen passiert ist egal.
Nun die Frage wie entscheidet man es? Das passiert einfach im Malprozess selbst, der Künstler weiß selbst nicht wo genau die Reise hingeht. Du macht einen kleinen Teilbereich und denkst“oh das sieht gut“ dann hört man auf und geht einen weiteren Bereich an. Das ist Intuition wie bei einem Fußballspiel oder wenn man Solitär spielt. Viele Aktionen entstehen im Prozess selber und vieles ist auch nicht planbar.
Man muss auch zulassen nichts kontrollieren zu wollen, viele wollen immer Kontrolle und verfangen sind in den Details und wissen nicht wo sie aufhören sollen.
Aber zu den gezeigten Bildern…. lasse dir gesagt sein, dies sind Hochleistungsarbeiten. Die so was machen beherrschen den Photorealismus in und auswendig und gehen eben einen Schritt weiter, da müssen die Striche samt Farbwerte einfach sitzen und jegliche Korrektur nimmt die Leichtigkeit.
Damit gleich anzufangen ist unglaublich schwer und endet in Demotivation, daher fangen die meisten erst mal einfach nur an realistisch zu malen.