Ehrlich gesagt würde ich dir - auch wenn man natürlich alles, was man erbeutet hat, auch sofort ausreizen möchte :00000295:) dazu raten, erst einmal sämtliche Mittelchen außer dem Leinöl außen vor zu lassen.
Du solltest ein Gefühl für die Farben bekommen und dieser ganze Firlefanz ist wirklich für 80 % der Malvorhaben überhaupt nicht nötig.
Zu deinen Fragen:
- Wassermischbare haben gerade den Grundvorteil, dass sie keinerlei Terpentin oder terpentinhaltige Ergänzungsstoffe/Malmittel benötigen. Das heißt, dass weder auf der Leinwand, noch beim Waschen von Pinseln & Co. dieses Giftzeugs eingesetzt wird, sondern nur Wasser bzw. Pinselseife, basta.
Wassermischbar heißt NICHT, dass man grundsätzlich Wasser in die Farbe gibt (das verstehen viele falsch, die sich dann beschweren, dass die Farben dünn wie Wasserfarben sind, nicht glänzen und/oder nicht decken.
NEIN, man KANN sie mit Wasser mischen, z. B. zum Erreichen ganz dünner Schichten oder Auswischungen (z. B. dick mit purer Farbe Konturen vorziehen, kurz ca. 10 - 20 Min. anziehen lassen, dann mit einem Schwamm stellenweise verziehen)
Eigentlich macht man so oft nur die Skizzen.
Da man wg. sonst drohender Rissbildung grundsätzlich Ölschichten von "mager" nach "fett", d. h. von ölarm nach ölhaltig aufbaut, bietet sich der Zusatz von Wasser in den ersten Schichten an, weil man direkt auf die Leinwand skizzieren kann, ohne - bei ungewollten Sachen - sich die Möglichkeit zur Korrektur zu nehmen.
Ich würde so anfangen:
Vorzeichnen auf der LW oder dem Malblock stark verdünnt, dass du halt gerade die Konturen/Farbideen oder Helldunkeloriehntierungen alle schön siehst
Darauf Farbe pur wie aus Tube
Darauf (wenn überhaupt noch nötig) Farbe gemischt mit ganz wenig Leinöl
Darauf (wenn dann noch Lasuren o. ä.) stärker mit Öl versetzte Schicht
Das dürfte dir für den Farbentestanfang gänzlich genügen, da bekommst du ein schönes Gefühl für das Verhalten der Farbe.
Dann kannst du immer noch mit Sikkativen & Co. experimentieren.
Man muss wissen:
- Ölfarbe hat ja gerade den Vorteil, dass sie langsam trocknet und deshalb lange und praktisch übergangslos auf dem Untergrund manövrierfähig bleibt. Gibst du Sikkativ hinzu, nimmst du der Farbe genau diese Eigenschaft wieder weg. Das mag im Notfall angezeigt sein, man sollte es sich aber gut überlegen.
- Die Zugabe jedes Malmittels ändert logischerweise den prozentualen Anteil des Öles an der Gesamtmasse und verschiebt damit den "Mager/Fett"-Wert, wirft dir also die potentielle Farbvolumenveränderung bei Oxidation (="Trocknung") der Farbe durcheinander
- Zugabe von Standöl etc. in unteren Schichten oder größerer Menge sollte man überhaupt nicht machen, steht übrigens meistens auch schon auf den Flaschen als Warnhinweis
- Thinner mag gegenüber Wasser weniger schmieren oder auch nicht. Ist aber in den meisten Fällen völlig belanglos, weil die Schichten, in denen sowas gebraucht wird, meist weder mit Wasser noch mit Thinner später sichtbar sind.
Schau mal bei "Sounds of Silence" die erste Leinwandfüllung für Berge und Wasserbereich an. Wurstegal, ob da was exakt ist oder nicht, gell? Ergo: Thinner habe ich noch nie vermisst.