Farben gezielt mischen und einsetzen

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Inge

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Wie man als Mensch das Gen-Produkt seiner Vorfahren ist, so geben Mama und Papa Pigment :00000295: ihre Eigenschaften den Abkömmlingen auch weiter:

Mischungen aus Kalt-Pigmenten ergeben zusammengemischt mit anderen Kalt-Pigmentmischungen NIEMALS eine warme Farbe und umgekehrt.

Deshalb ist es so wichtig, sich den am Thread-Anfang erarbeiteten Farbkreis zu erstellen, denn:

Wie soll der Farbkreis-unbeleckte Maler denn wissen, was für Eigenschaften seine Tube Kobalt-Violett (PV19/PV23) hat? Gibt sie kalt weiter? oder eher warm? Erst wenn man den Tubeninhalt mit dem Mischergebnis, das ihm am nächsten kommt, vergleicht, ist man für die Weiterverwendung einigermaßen sicher.
 
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Inge

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So, das war's glaube ich.
Momentan fällt mir kein wichtiger Aspekt des Farbmischens mehr ein, der in der Praxis noch Fragen aufwerfen würde.

Ausser, dass mir während der Arbeit in Lasurtechnik aufgefallen ist, dass selbst die "Farb-nicht-Mischer" in dem Moment nicht um einschlägige Kenntnisse herumkommen, wenn sie mit dieser Technik arbeiten.

Hier eine ältere Mini-Studie von mir, auf Guache rein aus Öl-Lasuren aufgebaut, damit man sieht, wie sich die Farben überlagern.
Auch da gelten die selben Regeln, auch wenn die Wirkung durch das Aufeinanderschichten etwas anders ist als beim Ineinandermischen.
 

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Inge

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Kleine Ergänzung für Leute, die keine Lust/Möglichkeit haben, ewig viele Tuben zu kaufen oder mit sich herumzutragen:


Viele der käuflichen Farbtöne sind schlicht vorgefertigte Pigmentmischungen. So kann man Englischrot (eigentlich ein Eisenoxyd, wenn es monopigmentär wäre) problemlos aus Sienna gebrannt und einem warmen Rot mischen. Und Van Dyck Braun ist nichts anderes als eine Kombination aus Schwarz (PBk 7 oder 9), Eisenoxydbraun PBr7 und einem Naphtol Crimson/Karmin (PR170)

So könnte man die Liste fortsetzen. Caput Mortum ("=Totenkopf"), ein violettstichiges Braun, bekommt man ganz gut mit etwas Schwarz im Dunkelrot....
 
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Inge

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Habe mal eine kleine Exkursion in die Blautöne hier in abgewandelter Form eingebracht, weil sie evtl. dauerhaft interessant für Leser sein könnte:

Blautöne können eine Menge gemischt werden, es kommt halt auf die Menge der zugesetzten anderen Pigmente an.
Gibst du ganz wenig Gelb zum Blau, entsteht ein Blau mit Grünstich, je nach beigemischtem Gelb wärmer oder kälter. Gibt man gaaanz wenig Krapplack oder Sienna (also rötlich, sind beides selber ja schon Sekundärmischungen, gibt es aber auch schon fertig gemischt) bei Cyan dazu, bekommt man ebenfalls dunklere, ins Stahl gehende Töne, die sich auch toll lasieren lassen.
Ist wirklich nur das Verhältnis der Beimischungen.

Allerdings ist die Feststellung, dass Blaus schwierig sauber zu ermischen sind, auch der Grund, warum gängige Drucker nicht wirklich gut mit blauen Pigmenten gemalte Bilder widergeben können: Diese Blautöne überfordern die Mischmöglichkeiten. Gute Blaupigmente unterschiedlichster Art sind durch nichts zu ersetzen - und auch richtig teuer....

Dass sämtliche Töne weg vom "blauen" Violett in die Purpur-Richtung etc. gehen beim Ermischen dieses Kreises ist auch simpel erklärt. Blau ist das Kälteste, was existiert. Mischt man es, kann es ja eigentlich nur wärmer werden.
Was selbstverständlich NICHT heisst, dass man keine Dunkelblaus ermischen kann. Mit der Komplimentärfarbe Orange abdunkeln geht einwandfrei und alles, was so rundum zur Komplimentärfarbe auf dem Farbkreis liegt, gibt Variationen davon. Wie gesagt, das kann bei Kombination von Blau mit Braun bis zum Erreichen von Fast-Schwarz gehen. (HACH, ist das nicht faszinierend, was man mit ein paar Tuben alles machen kann?
 
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Inge

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Weil ich im Forum immer wieder den Bedarf nach ordentlichen Steinfarben für Landschaften, Häuser und Wege bemerke:

Auch hier hilft es sehr weiter, sich in der Farbmischlehre auszukennen. Natürlich weiß alle Welt, dass man Schwarz mit Weiß mischen kann und dadurch Grau erhält. Genau weil dies alle Welt weiß, macht das auch alle Welt Dieser Grauton (man kriegt halt nur einen, zwar heller oder dunkler, je nach Anteil der beiden Unfarben, aber immer der gleiche Ton) dürfte deshalb der am meisten in Bildern dargestellte und langweiligste überhaupt sein.

Wenn ihr interessante Grautöne ermischen wollt, probiert es doch mal mit einer Tube Umbra oder Sienna und einer Tube Blau. Je nach Wärme der beiden Ausgangstöne gibt das einen wärmeren oder kälteren Wert, bis hin zum Beinahe-Glänzendschwarz bei Preussischblau und Umbra gebrannt.

Wenn wir auf die selbst erstellte Farbmischtabelle schauen, wird auch schnell klar, warum das so ist: Die Brauntöne enthalten genug Gelb- und Rotanteile, um zusammen mit dem Blau den gesamten Farbkreis abzudecken.

Jetzt nur noch die Helligkeit mit der Zugabe von Weiß variieren und es entstehen die allerschönsten und vor allem lebendigen Grautöne :00000298:

Positiver Nebeneffekt: Bei dieser Art, Grau herzustellen, kann man teil- oder voll-lasierende Ausgangspigmente verwenden und deshalb taugt die so hergestellte Mischung zum Lasieren - im Gegensatz zu Tubenschwarz-Mischungen
 
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Inge

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Hier eine Zusammenstellung zum Ermischen von Hautfarben:

Fleischfarben an sich erreicht man durch

Weiß
Zitronengelb
Orange/magenta

Für gebräunte Personen nimmt man gerne eine Kombi aus

Ocker
Kasseler Braun
Weiß
Orange

Negroide Hauttönungen ergänzt man durch mehr oder weniger dunkle Olivtöne (Oliv ist, wie wir aus den Farbübungen wissen, entweder Schwarz/Gelb oder aber Grün (=Blau/Gelb) mit Orange (=Rot/Gelb).
Ganz enorm dunkle Typen haben je nach Lichteinfall bis zu Grau- und Blaustich, Ermischung s. dort.

Für alle Mädels (und Schminkschrank-geplagten Herren): Mensch, schau' dir doch einfach mal das Make-Up-Regal an, die Tuben haben nicht umsonst diese Töne. Gib dir einen Klecks deines hellsten und dunkelsten davon auf's Papier und taste dich mittels unseres Systems an diese Farben.

Na siehste - klappt doch! ;)
 
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Inge

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Apricot wird zu Warmgrau!!!

Musste letzte Woche auf Malreise SOOOO an diesen Thread denken.

Da hatte ich nämlich von einer gemalten Hausfassade eines Bildes noch überreichlich Apricot auf der Ölpalette. Was ich aber eigentlich dann gebraucht habe, war ein Warmgrau.

So....und was tun? Abkratzen, Farbe in den Müll und neu anfangen?

Pustekuchen! Der Farbmischthread-Veteran weiß: Komplementärfarbe zu Orange ist blau. Komplementärfarben geben zusammen Schwarz, mit Weiß dann Grau. Apricot ist die mit weiß gemischte Orange-Variante. Grau ist immer eine Weißausmischung. Fehlt also blau. Da Orange die wärmste aller Farben (das wärmste Rot bzw. das wärmste Gelb) ist, kann ich je nach gewünschter Grauwärme entweder ein Kaltblau (dann wird der Grauton mäßig warm oder neutral) oder ein Warmblau (dann sind beide Ausgangsfarben - Weiß zählt nicht - warm und es gibt einen ganz warmen Grauton.

So habe ich es gemacht und mit dieser Methode des fast totalen Farb-Recyclings in einer Woche mit täglich ca. 5 Malstunden wohl insgesamt nicht mal eine halbe Tube Ölfarbe verbraucht.
 

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Inge

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Wieder ein aktueller Anlass, aus dem ich mich im Farbmisch-Thread melde.
Wir hatten eben eine Diskussion, wie ein sanfter Hautton ungewollt ins Schweinchenrosa abgleiten kann.
Das hat mit meinem letzten Beitrag zu tun und erläutert ihn noch weiter.

Dazu eine kleine Wiederholung: Blau ist die kälteste Farbe im Farbkreis, ihr gegenüber - und damit an wärmster Stelle - liegt Orange. Orange ist somit das wärmste Rot/das wärmste Gelb.

Egal welche - nicht negroide - Hautfarbe man ermischt, es wird immer ein Rot- bzw. ein Weißpigment drin sein. Auch die fertigen angeblichen Hautfarben enthalten beides.

Nun ergibt ein Rotpigment mit Weiß bekanntermaßen Rosa.
Ein wärmeres - also gelbstichigeres - Rot mit Weiß gibt wärmeres Rosa.
Die extremste Variante hiervon, Rot/Gelb = Orange mit Weiß gibt Apricot.
Und alle (!) Variationen, die zusätzlich etwas (klitzekleine Menge) Blau- oder Grünpigment enthalten, werden bräunlicher, d. h. biegen mehr ins Terracotta-Erdfarbene ab.

Erklärung: Farben wie Sienna sowohl als auch Umbra und deren Pastellvarianten für Hauttypen sind - ermischt und nicht als Pigment - mehr (Ersteres) oder weniger (Letzteres) warme Rot-Grünkombis.
Da wir in Apricot Rot, Gelb und Weiß schon drinne haben, fehlt also nur noch entweder etwas (nur wenig!!!) Blaupigment oder aber Grün, das ja auch wieder aus Gelb und Blau besteht.

Nicht zu viel beigeben, sonst gibt's halt ganz einfach pastelliges Braun. Blau hat enormen Impact beim Mischen.

Man kann den Gaul natürlich auch anders herum aufzäumen und zu Sienna gebrannt (Pigment oder gemischt, dann siehe oben) so lange Gelb/Orange/weiß hinzugeben, bis der Ton passt. Falls zu warm (es gibt ja auch kälterfarbene Terracotta-Töpfe) zum "Schmutzigmachen" der Farbe halt etwas Umbra bzw. einen Tupfer Grün/Blau zugeben.

Ist Jacke wie Hose.
 
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Inge

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Und wer nun sagt: "Das kann mir alles egal sein, ich male nicht lasierend und die Farben ermische ich mir nicht, sondern verwende sie pur aus der Tube oder aus dem Napf" muss sich nicht wundern, wenn ihm seine Tuben-/Napffarben bei Kontakt mit Nachbar-Farbaufträgen in ungewollte Richtungen entgleiten.

Beispiel? Ockerhaltige Hautpartien geben mit benachbartem Blau der gemalten Person einen seekranken Grünstich.

Warum? Ocker gibt es als Pigment, man kann es aber natürlich auch mischen, z. B. aus

wenig Cyanblau und
ganz wenig Karminrot sowie reichlich
Kadmiumgelb

oder aber aus

ein kleinwenig Schwarz und jeweils reichlich
Zitronen- bzw. Kadmiumgelb

wodurch das immer vorhandene, immer dominierende Gelb mit einem ggf. versehentlich eingemischten Blau dann halt einen Grünstich verursacht. Genaugenommen ist Ocker selber auch schon nichts Anderes als eher grünstichiges, komplementärgetrübtes Gelb, das durch weiteres Blau nur weiter in diese Richtung gezogen wird.
Reinpigmente verhalten sich im Zweifel genauso wie die Mischungen mit gleichem Ergebnis (NICHT bei anderen Eigenschaften, wie Deckkraft etc.! So lässt sich z. B. ein wesentlich besser lasierbares Ocker aus Variante 1 ermischen als das Reinpigment)
Wer aufmerksam die Ocker-Tube anschaut, sieht, dass das Pigment selber auch "PY", also Pigment Yellow = Gelb-Pigment heißt. Also kein Wunder.

Nur wer weiß, WOHER seine Farben kommen, weiß auch, WOHIN sie gehen! :00000298::00000299:
 
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Inge

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Bin wieder auf ein Thema gekommen, das unbedingt in den Farbmisch-Thread gehört, nämlich die Frage, wie man bei eigenen Tuben ohne das "Kästchen-Symbol" mit den Dreiecken (voll-lasierend, halb-lasierend, halbdeckend, voll-deckend) herausbekommt, ob sie nun für Lasuren geeignet sind oder nicht:
Nehmen wir an, ich besitze zwei Rot, ein Karmin und ein Kadmiumrot. Die Komplementärfarbe von Rot ist Grün. Ich trage daher auf einen hierfür geeigneten Untergrund (Probeblatt Ölmalblock; gessogrundierten Universalblock) einen Streifen Grün auf, lasse ihn gut durchtrocknen und male dann je eine dünnere Schicht meiner Rottöne nebeneinander drüber. Ändert sich die entstandene Farbe eher zum dunkel-Schwärzlichen hin, habe ich eine zumindest teilweise lasierende Farbe (Erklärung: Rot und Grün stehen im Farbkreis gegenüber. Je weiter zwei Farben voneinander im Farbkreis entfernt sind, desto mehr ergänzen sie sich zum Schwarz. Da das Grün durchscheinen und mit dem Rot zusammen wirken kann, bekomme ich dieses Ergebnis.
Wenn hingegen das Grün ganz oder fast weg ist und so gut wie nur noch das Rot sichtbar ist statt dass die Farbe ins Dunkelbraun-Schwärzliche abgleitet, habe ich eine deckende Farbe vor mir.

Das ist immer wichtig zu wissen, denn wie schon im allerersten Einleitungsbeitrag erwähnt, bringen Farben in den Bund der (Misch-)Ehe ihre Eigenschaften mit ein. So wird aus zwei lasierenden Farben auch bei bester Bemühung niemals eine voll deckende Farbe.
 

Inge

SUPERVISOR
Den letzten Satz des vorherigen Beitrages (dass aus zwei lasierenden Farben niemals eine voll deckende Farbe gemischt werden kann) kann man natürlich genauso im Positiven nutzen: Wer schon mal vergeblich probiert hat, Tubenschwarz als Lasurfarbe zu verwenden, weiß, worauf ich hinauswill: Ziemlich am Anfang dieses Farbmisch-Threads steht die Anleitung, wie man Schwarz ermischen kann. Nimmt man hierzu LASIERENDE Ausgangsfarben, bekommt man auch ein lasierfähiges Schwarz.
 
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